Mit The Agency, Timon Beyes, Derin Cankaya & Saverio Cantoni, Creamcake, dgtl fmnsm, doublelucky productions, Anna Fries & Malu Peeters, KairUs, Sylbee Kim, Krip-Hop Nation, machina eX, The Mycological Twist, Kat Merten & Lotte Meret, Legacy Russell, Francesa Schmidt, Nada Schroer, NewfrontEars & Oozing Gloop, onlinetheater.live, Daniel Seitz (Jugend hackt), Roman Senkl & Nils Corte (minus.eins), Houseclub präsentiert: Anna Fries & Göksu Kunak
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Neue Gemeinschaften und neue Definitionen von Gemeinschaft stehen im Fokus des Festivals “Spy on Me #3 – New Communities”. Ein Jahr lang sind wir uns im Wesentlichen über digitale Interfaces begegnet. Wie aber gelingt Nähe ohne Körper? Wie funktioniert Zusammenkunft, wenn ihr Rahmen stets vorprogrammiert ist – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes? Wir haben die pandemiebedingte Rhetorik des ‘social distancing’ verinnerlicht, obwohl das Virus allein nach ‘physical distancing’ verlangt. Das Soziale liegt weiter in unserer Hand. Wie also ermöglichen wir weiter solidarische Gemeinschaft auch im digitalen Raum?
Das letzte Jahr hat keineswegs nur ermutigende Antworten gegeben. Soziale Medien bringen Menschen nicht ausschließlich zusammen, sie schicken sie auch in mediale Echokammern; digitale Verstärkungseffekte begünstigen Hate Speech und Verschwörungstheorien. Computer sind keine objektiven Rechenmaschinen, sondern reproduzieren die Vorurteile, mit denen sie programmiert wurden – also zunächst jene weißer, junger, reicher Männer im Silicon Valley. Das Festival reflektiert diese, stellt aber auch andere, progressive neue Gemeinschaften im digitalen Raum vor: Sie hacken Entfernungen, Grenzen, Körper und Binaritäten, sie analysieren, visualisieren und dekonstruieren Herrschaftsstrukturen – und sorgen dafür, dass unsere Körper und Avatare auch in virtueller Verbundenheit Glückshormone ausschütten. Vor allem jedoch präsentiert “Spy on Me #3” künstlerische Manöver und Glitches, die unsere Handlungsmacht auch im digitalen Raum unterstreichen.
“Spy on Me” geht 2021 in die dritte Runde. 2018 setzten wir uns in der ersten Ausgabe mit Big Data auseinander und versuchten trotz der notwendigen Kritik an der eigenen Überwachung auch der Faszination zu folgen, die digitale Plattformen und Apps auf viele Nutzer:innen ausüben. 2020 fragten wir, wie die digitale Realität unsere Aufmerksamkeit und unser Begehren verändert. Geplant für die drei Theaterhäuser HAU1, HAU2 und HAU3 wurde dieses Programm pandemiebedingt schlagartig in den digitalen Raum transformiert. Ein Jahr später konzipierten wir “Spy on Me #3” direkt für unsere digitale Bühne HAU4. Wir sind davon überzeugt, dass gemeinschaftliches Erleben im Digitalen möglich und wertvoll ist. Fragen von kultureller und politischer Teilhabe müssen neu gestellt werden. Wie kann das Theater seine Rolle neu definieren und dazu beitragen, ein positives Gemeinschaftsgefühl zu kreieren und emanzipatorische Netzwerke zu bilden?