28.1.–3.2.2013

CTM 2013 – The Golden Age

Festival for Adventurous Music and Arts

Bereits zum dritten Mal gastiert “CTM – Festival for Adventurous Music and Art” mit einem umfangreichen Programm im HAU. Die Veranstaltungsreihe gilt als wichtigstes Forum für aktuelle elektronische und experimentelle Musik im deutschsprachigen Raum. Vom 28. Januar bis zum 3. Februar beschäftigt sich die 14. Ausgabe unter dem Titel “The Golden Age” mit der gegenwärtigen Entgrenzung, Überfülle und Allgegenwart von Musik. Das Festival fragt nach den aus dieser Situation resultierenden Chancen und Herausforderungen für Künstler und Hörer, diskutiert aber auch für die Bereiche der Ästhetik, der Ökonomie und der Politik relevante Problemstellungen. 

Unter den Bedingungen von Globalisierung und digitaler Kultur realisiert sich heute, was stets das Streben und das Versprechen von Kunst und Popkultur gewesen ist: Hier darf sich nahezu grenzenlos eine radikal freigesetzte Subjektivität verwirklichen. Ihre Äußerungsformen dürfen als weithin akzeptiert gelten. Sie können kaum eine aus sich selbst geschöpfte Originalität beanspruchen. Treffender wäre es, sie als Produkte von Selbstgestaltungen zu charakterisieren, die auf eklektische oder synkretistische Weise aus den Ressourcen des bereits Vorhandenen schöpfen. 

Die Musik der Gegenwart zeigt eine nie dagewesene Vielfalt. In einem kaum noch durch einen Kanon, technische Limitierungen oder Autoritäten geregelten “anything goes” eröffnet sich ein unendliches und daher oft als paradiesisch wahrgenommenes Arsenal künstlerischer Möglichkeiten. Selten zuvor waren die Ohren so weit geöffnet. Wenn aber Selbstverwirklichung, einst eine hart umkämpfte Strategie der Befreiung, zur gesellschaftlichen Norm wird, zeigen sich schnell die Schattenseiten: Beliebigkeit, Aufmerksamkeitskonkurrenz, Verlust von Öffentlichkeit, Narzissmus, Redundanz und Sterilität sind hier nur die gängigsten Stichworte, denen das Festival seine Aufmerksamkeit widmen wird. 

Zum Auftakt des Programms präsentieren Matmos am 28.1. ihr neues Album “The Marriage Of True Minds”, während AtomTM mit seinem “Ambient”-Live-Projekt alpha.txt im HAU2 in einer mehrstündigen Performance versucht, das eigene Archiv umzuschreiben. Die Studierenden von Carsten Nicolais Klasse für “Kunst und Audio” an der Frankfurter Städelschule bespielen das WAU. Myrninerest, die neueste künstlerische Halluzination von David Tibet, Kopf der Post-Industrial-Band Current 93, bringen am 29.1. ihr Debut-Album "'Jhonn',"Uttered Babylon” auf die Bühne. Es handelt von Tibets Freundschaft zu Jhonn Balance, dem 2004 verstorbenen Mitbegründer der experimentellen Musikgruppe Coil. Der Künstler und Transgender-Aktivist Terre Thaemlitz performt am 30.1. mit “Soulessness” einen Werkkomplex, der Spiritualität als Matrix essentialistischer Identitätspolitiken verwirft und zugleich eine Kritik der sozioökonomischen Bedingungen der Musikindustrie formuliert. Pantha du Prince, einer der führenden Exponenten eines sensibilistischen und ästhetisch verfeinerten Shoegazer- Techno, führt gemeinsam mit The Bell Laboratory, einem Ensemble klassisch geschulter Schlagwerker, am 31.1. im HAU2 eine Symphonie für Elektronik und Perkussionsinstrumente auf, deren Klangzentrum ein schwergewichtiges Carillon mit 64 bronzenen Glocken bildet. Am 31.1. widmet CTM.13 dem Pionier streng reduktionistischer, repetitiver, klangorientierter Musik Ernstalbrecht Stiebler ein Portrait. 

Neben dem Programm im HAU präsentiert das Festival Veranstaltungen im Berghain, Stattbad, Funkhaus Nalepastraße, Horst Krzbrg und – in Zusammenarbeit mit der transmediale – im Haus der Kulturen der Welt sowie eine Ausstellung im Kunstraum Kreuzberg / Bethanien.