“Weltmusik“ war eigentlich eine westdeutsche Idee – der Begriff taucht erstmals auf im Rahmen der Kunstausstellung zu dem Olympischen Spielen von 1972. Zu dieser Zeit öffnete sich eine Gruppe von deutschen E-Musikern einer meist fernöstlichen Folklore, begab sich auf eine musikalische Reise ins Ungewisse und verließ den elitären Kreis der Avantgarde. Was bedeutet diese Musik heute, in einer Zeit, in der die Welt längst in der Einwanderungsrepublik Deutschland angekommen ist? Wie wird sie verstanden von zeitgenössischen Musiker*innen, die als Leute gelten, die jetzt Weltmusik machen?
Das erfolgreiche Projekt Heimatlieder aus Deutschland hat in den letzten Jahren die eingewanderte Folklore auf ein neues Niveau gehoben. Die alten und neuen Lieder der Einwander*innen wurden auf zwei CDs gesammelt, von renommierten nationalen und internationalen DJs remixt und damit in den richtigen Kontext gestellt: als eine neue einheimische Folklore aus dem Bauch der deutschen Städte. Eine Reihe von Musiker*innen aus diesem kollaborativen Projekt, in das mehr als 250 Personen involviert waren (die meisten ohne klassische Ausbildung), nehmen sich der Stücke von Hamel, Stockhausen, Otte, Zieritz und ten Holt an, interpretieren sie auf ihre Weise und holen diese damalige Musik aus dem Gral der klassischen Musik zurück dorthin, wo sie ja auch hinwollte: in die Welt, ins Offene.
Ein Traum von Weltmusik I
Freitag, 23. Juni 2017, 19:00 Uhr
“Heimatlieder aus Deutschland“-Künstler*innen interpretieren Werke von Karlheinz Stockhausen, Hans Otte, Peter-Michael Hamel und Grete von Zieritz
Karlheinz Stockhausen: “Richtige Dauern“, “Aufwärts“ und “Verbindung“
Hans Otte: “Das Buch der Klänge“
Peter Michael Hamel “let it play“
Grete von Zieritz “Japanische Lieder“
Vorträge:
David Toop “The World Is unsound - World Music, New Age and the problem of who we are“
Mark Terkessidis “Weltmusik aus Deutschland - Über Spielplätze, Vergessen, Wagnisse und Öffnung als Suche nach der eigenen Version“
Ein Traum von Weltmusik II
Samstag, 24. Juni 2017, 19:00 Uhr
Das Ensemble “Heimatlieder aus Deutschland“ spielt das “Canto Ostinato“ von Simeon ten Holt, Improvisation von François Tusques
Vortrag: Jutta Koether “Pique-Nique (#4) im HAU - Von Klanggewändern, untröstlicher Freiheit, Erwartungsgestrüpp, freier Ordnung“
Gespräch mit François Tusques über Free Jazz, das Intercommunal Free Dance Music Orchestra und die Improvisation der Welt heute
Weitere Informationen:
www.heimatliederausdeutschland.de