Als Peter Weiss von 1972 bis 1980 “Die Ästhetik des Widerstands” schrieb, blickte er zurück auf die 1930er/40er Jahre, auf ein Berlin des antifaschistischen Untergrunds, auf den Spanischen Bürgerkrieg, sowie auf ein Jahrzehnt des europäischen Exils. Es entstand eine Betrachtung des 20. Jahrhunderts – ein Roman, der Kunsttheorie und Weltsicht vor dem Hintergrund des historischen Konflikts zwischen Faschismus und Kommunismus zusammenführt. Anhand der Biografie eines jungen Arbeiters, der gegen die nationalsozialistische Diktatur kämpft, wird ein Emanzipationsprozess geschildert, der auch für die Frage nach heutigem Widerstandspotential zentral ist: Die Möglichkeit des Erkämpfens politischer Beteiligung durch den Einzelnen. Dabei erhält ein zentrales Thema des Buches – der Widerstand gegen den Faschismus – mit dem Wiedererstarken nationalistischer Bewegungen in Europa eine erneute Aktualität. Wie lässt sich der gnadenlosen Chronologie der Ereignisse ein alternativer Verlauf abtrotzen? Anlässlich des 100. Geburtstags des Autors, Filmemachers und Bildenden Künstlers Peter Weiss (1916–82) hat das HAU gemeinsam mit Berliner Kooperationspartnern Künstler*innen, Aktivist*innen und Theoretiker*innen eingeladen, die Aktualität einer vergangenen Zukunft neu zu befragen. Welche Bedeutung hat dieses, nun selbst historische Geschichtsbild für die Gegenwart?
Begleitend zum Festival “Die Ästhetik des Widerstands – Peter Weiss 100“ ist eine neue Ausgabe der HAU Publikationsreihe erschienen. Darin Texte der Künstler*innen Guillermo Calderón, Oliver Frljić, Marco Layera und Rabih Mroué, ein Gespräch von Nicoleta Esinencu und Aenne Quiñones, ein einführender Text der HAU Kuratorin Aenne Quiñones, eine Rede von Peter Weiss, Texte von Hans-Thies Lehmann und Jenny Willner und einer Stellungnahme von Bini Adamczak, Ko-Kuratorin des Festivals.