Was passierte im Zodiak Free Arts Lab? Wie inspirierten sich die unterschiedlichen Szenen gegenseitig? Welchen Einfluss hatte das Zodiak auf nachfolgende Generationen? Um diese Fragen zu klären, haben wir mehrere Generationen an den virtuellen Zoom-Tisch gesetzt. Die Malerin Elke Lixfeld, die das Zodiak mitgegründet hat; den Musiker Alfred 23 Harth, der dort 1968 das Inventar ansägte; den Musiker Alexander Hacke, der in Berlin den Postpunk mitgeprägt hat; die Musikerin Andrea Neumann, die in den Neunzigern erlebte, dass Berlin zur Hauptstadt der improvisierten Musik wurde. Ein Gespräch über Experimente, Befreiung, Solidarität – und den unverzichtbaren Underground.
Das Zodiak Free Arts Lab existierte nur rund eineinhalb Jahre, zwischen Ende 1967 und Mitte 1969, aber es gilt als legendärer Ort. Es gibt wenige Bild- und Tonaufnahmen aus dem Zodiak. Elke, was war das überhaupt für ein Raum?
Elke Lixfeld: Es gab zwei Räume im Zodiak. Der vordere war ganz weiß, ein knallheller Raum mit grellem Licht. Überall standen Plüschsessel und Kanapees, auf denen die Leute saßen und rauchten. Um in den hinteren Raum zu gelangen, musste man durch einen kleinen Tunnel hindurch. Dann kam man in einen riesigen, schwarzen Raum. Das war der “Aktionsraum”, darin waren die Tätigen, die Aktiven. Dort wurde Musik gemacht, aber es wurde auch immer dazu agiert. Mit unserer Gruppe Human Being sind wir dort jeden Tag aufgetreten, die bestand aus Norbert Eisbrenner, Broderick Price, Beatrix Rief, Hans-Joachim Roedelius, Boris Schaak, Verena Schirz, Christoph Sievernich und mir. Das Zodiak war ein Ort, an dem man seine Freiheit ausleben konnte. Ein Szeneplatz, an den alle Kreativen kamen, auch die Filmemacher:innen. Es wurde Tag und Nacht Musik gemacht. Es wurden auch Filme wie “Chelsea Girls” (Anm.: Andy Warhol, 1966) gezeigt, um das Bewusstsein zu erweitern.
Wer hat denn das Zodiak betrieben?
Elke Lixfeld: Conrad Schnitzler hatte den Raum ausfindig gemacht, er hat das Projekt aufgebaut. Er hat es dann aber relativ schnell an unsere Gruppe Human Being übergeben. Fortan haben wir als Kollektiv das Zodiak betrieben. Boris Schaak, der 2012 leider verstorben ist, war ein bisschen unser Mastermind. Es gab auch noch einen Wirt, den habe ich aber nie groß wahrgenommen. (Anm.: Der Wirt war der Fotograf Paul Glaser. Glaser war der offizielle Betreiber des Zodiak, er überließ die Programmgestaltung jedoch nach einer Weile Conrad Schnitzler, der sie wiederum in die Hände von Human Being legte.)
Alfred Harth: Conrad Schnitzler war eine entscheidende Figur dieser Zeit. Schnitzler hatte ja bei Beuys studiert, er war ursprünglich bildender Künstler. Er hat sich dann von der bildenden Kunst abgesetzt, vielleicht auch von Beuys. Schnitzler hat das Cello gespielt, obwohl er es im herkömmlichen Sinne nicht “konnte”. Er hat es als Klangobjekt genutzt, es wie ein:e spätere Punkmusiker:in gespielt. Oder er hat sich seinen Lautsprecherhelm aufgesetzt und den Kassettenrekorder umgeschnallt. Das war schon alles sehr originär.