Als mit dem Untergang des sogenannten real existierenden Sozialismus die Analysen von Marx für erledigt erklärt wurden und man vom endlich erreichten Ende der Geschichte, der Alternativlosigkeit von Markt und Demokratie sprach, erinnerte der französische Philosoph Jacques Derrida 1993 wieder daran, dass sich das Gespenst des Marxismus nicht so leicht verflüchtigen würde. Er sollte recht behalten. Nach sieben Jahren Finanzkrise, in deren Zentrum gespenstische Vermögen und Schulden und eine Bedrohung der Demokratie in Griechenland stehen, oder angesichts der aktuellen Not der Flüchtlinge, die auch als fatale Folge eines unkontrollierten und immer subtiler agierenden Kapitalismus verstanden werden muss, gewinnen diese Überlegungen heute immer mehr an Brisanz.
Eine Publikation des HAU Hebbel am Ufer zur Veranstaltungsreihe "Marx' Gespenster" (12.–22.11.2015). Mit Texten und Beiträgen von Annemie Vanackere, Alex Demirović, Nina Power, Fabian Hinrichs und Schorsch Kamerun, Mark Terkessidis, Bini Adamczak, Interviews mit Sylvain Creuzevault, Srećko Horvat, Teresa Forcades i Vila und einer Bildstrecke mit Geldautomaten in Deutschland, Griechenland, Großbritannien, Italien, Sri Lanka, Südkorea und Ungarn.