Die Bilder der brasilianischen Proteste gegen die Fußball-Weltmeisterschaft im Juni 2013 gingen um die Welt. Sie schienen eine neue soziale Mobilisierung und zunehmende Kritik an den politischen Machthaber*innen zu markieren. Obwohl unter der Regierung der Arbeiterpartei von Lula da Silva und Dilma Rousseff ein Viertel der brasilianischen Bevölkerung in die Mittelschicht aufgestiegen ist, wächst die soziale Ungleichheit. Brasilien, eine der sieben größten Volkswirtschaften der Welt, konnte zwar die Wirtschaftskrise erfolgreich meistern, auf ökologische Bestände und indigene Existenzweisen wurde indes keine Rücksicht genommen. Die Abholzung der Regenwälder, die eng mit europäischen Unternehmen und Absatzmärkten zusammenhängt, zeigt unsere Verstrickung in die brasilianischen Politiken. Für “Projeto Brasil / The Sky Is Already Falling” lädt das HAU Hebbel am Ufer – im Verbund mit verschiedenen Produktionshäusern – zahlreiche Künstler*innen ein, ihre Sicht auf die heutige Lage in Brasilien zu teilen. Mit Tanz- und Theateraufführungen, Performances, Diskussionen, künstlerischen Interventionen und Installationen zeigt das Festival ein Brasilien jenseits von Samba, Copacabana, Fußball und
Caipirinhas.
Eine Publikation des HAU Hebbel am Ufer zum Festival "The Sky Is Already Falling" (7.–19.6.2016 / HAU1, HAU2, HAU3). Mit einem Gespräch von Lia Rodrigues und Nayse Lopéz, Texten von Ricardo Carmona & Annemie Vanackere, Ian Steinman und Rodrigo Nunes, einem Blogbeitrag von BlackWomenofBrazil.co, einem exklusiven Auszug aus der im Herbst 2016 im Merve-Verlag erscheinenden deutschen Übersetzung von Eduardo Viveiros de Castros "Kannibalische Metaphysiken" und Illustrationen des Künstlers Paulo Nazareth.