Houseclub präsentiert

We like China and China likes us

Ein TANZFONDS Partner Projekt in Zusammenarbeit mit der Hector-Peterson-Schule / 10.–12.4.2014

China könnte bald Amerikas Rolle als führende ökonomische Macht einnehmen. Wo befinden sich die Kreuzberger Schüler auf der Karte der Welt, in der wir leben? Wie reagieren sie auf die globalen Veränderungen? Das Festival We like China and China likes us zeigt drei Tanzprojekte und Performances. Der Künstler Ibrahim Quraishi, der Choreograf Jeremy Wade und die Schauspielerin Sylvia Habermann haben mit Jugendlichen von der Hector-Peterson-Schule zusammengearbeitet und zeigen nun die Ergebnisse. Als Ausgangspunkt der Recherche diente den Schülern die Begegnung mit “I like America and America likes me” von Joseph Beuys aus dem Jahre 1974. Angeleitet von Eike Wittrock beschäftigten sich die Jugendlichen in den letzten zwei Jahren mit Tanztheorie und traten mehrfach in Projekten des Houseclubs auf.

Das Stück Where I end and you begin hat Jeremy Wade mit zwei jugendlichen Darstellern, der Bildenden Künstlerin Hannah Dougherty und dem Musiker Tian Rotteveel entwickelt. Das Ergebnis ist eine bitterböse Komödie zum Thema der Globalisierung. Was ist die Sprache unserer Zeit? Chinesisch, Türkisch, Kiezdeutsch? Oder sind es die geheimen Formen der Verständigung, die zwei beste Freunde untereinander entwickeln? In Tame the resisting rest of me beschäftigen sich Sylvia Habermann und die Schüler mit der Zähmung einer Kreatur. Was braucht man, um ihr “die Zähne zu ziehen”? Das Stück entstand in enger Kooperation mit der Choreografin Melati Suryodarmo, der Musikerin & Sängerin Toni Kater und dem Musiker Paul Lemp. Gemeinsam mit dem Künstler Diego Agulló, dem Performer Lan Hungh und den Musikern Alan Abrahams (aka Portable) und Norscq hat Ibrahim Quraishi eine interaktive Installation entwickelt. Don’t call me Mao, call me Miau-Miau zeigt Porträts der Schüler und ihrer Umgebung. Es werden Geschichten entdeckt, die eigentlich nicht stimmen können, aber dennoch ein Fünkchen Wahrheit besitzen. Videopräsentationen, Lecture Performances, eine Fotoausstellung, die essbare Installation MaMa-HuHu, eine große Party und weitere Veranstaltungen des Houseclubs runden das Programm ab.

Der Houseclub des HAU Hebbel am Ufer ist ein interdisziplinäres Experiment, angelegt als Residenzprogramm für Künstler und als Schulprojekt. In den vergangenen zwei Jahren haben sich Jugendliche von Kreuzberger Oberschulen in enger Zusammenarbeit, angeleitet von ausgewählten Choreografen, Regisseuren und Tänzern, mit zeitgenössischem Tanz, Theater und Performance beschäftigt und sich so zu Experten entwickelt. Die Schüler sind nicht nur einfach “Zaungäste”, sondern aktiver Teil des künstlerischen Prozesses.

Im Rahmenprogramm des Festivals:

MaMa-HuHu

Essinstallation / 10.4. / 19:15 / HAU2
Konzept: Alice Pocnet

Unser Koch hat die Rezepte vertauscht und statt Hähnchenflügel hat er Hühnerfuße benutzt, statt Schweinshaxen, Schweineohren und statt Thunfischsalat hat er Quallensalat vorbereitet. Aus diesem Durcheinander ist eine zauberhafte Kombination aus leckeren, gallertartigen, knusprigen Zutaten entstanden mit viel Sojasoße dazu. Wir hoffen, dass es euch trotzdem gut schmeckt und dass ihr sein Experiment nicht nur "mama-huhu" (so lala) findet, sondern richtig "haochi" (wohlschmeckend).

Coyote: I like America and America likes me / Vortrag von Eike Wittrock

12.4. / 19:00 / HAU2

Seit September 2012 hat der Tanzwissenschaftler Eike Wittrock mit den Schülerinnen und Schülern des Profilkurses Tanzgeschichte durchgenommen. Die Beispiele reichten von Hip Hop über koreanische Massentänze bis zu Ballett, zeitgenössischem Tanz und Dabke. Als Vermittlung von tanzhistorischem Wissen an Gesamtschüler begonnen, wurde im Verlauf der beiden Unterrichtsjahre das Lehrexperiment zu einem Feldversuch, der (für den Lehrenden) Fragen nach dem Zugang von Geschichte aufwarf, nach der Politik von kultureller Bildung und den Grenzen der eigenen akademischen Disziplin. Wer war in diesem Spiel Schamane und wer der Coyote?

Eike Wittrock ist Tanzwissenschaftler und Kurator. Derzeit arbeitet er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Freien Universität Berlin im DFG-Forschungsprojekt “Bilder von Bewegung – Tanzfotografie 1900-1920” und als künstlerischer Mitarbeiter des Internationalen Sommerfestivals auf Kampnagel. Eike Wittrock hat für zwei Jahre den Profilkurs Tanz an der Hector-Peterson-Schule im Rahmen von “We like China and China likes us” geleitet.

Wo ist China?
Künstlergespräch mit Jugendlichen / Moderation: Anja Goette

12.4. / 20:00 / HAU2 / Eintritt frei

Wo ist China eigentlich – ist der Kojote jetzt ein Panda?! Was ist in Eurer Alltagswelt chinesisch und welche Bilder hattet ihr im Kopf, als ihr die Projekte gestartet habt? Und wie ist es Euch im Arbeitsprozess ergangen? Warum liegen wir irgendwie immer etwas daneben, wenn wir China denken. Und geht’s bei all den Fragen letztlich nur um uns selbst? Beuys ist übrigens im September 2013 zum ersten Mal groß in Peking ausgestellt worden. Und man stellt sich auch in China den Westen vor: der Künstler Qiu Zhijie ist in seinem interaktiven Multimedia-Projekt „Imagining the West“ ähnlichen Fragen nachgegangen. Vor 15 Jahren stand der Westen dort für Destination. Sonst noch Fragen zu China?
 
Anja Goette ist Sinologin und Kulturwissenschaftlerin und reist seit 15 Jahren immer wieder nach China. Sie hat 2007 am HAU das Festival „Umweg über China“ mit Carena Schlewitt kuratiert und arbeitet aktuell im Think Tank MERICS (Mercator Institute for China Studies) mit dem Forschungsschwerpunkt Gegenwartskultur Chinas hier in Berlin.

Fotoausstellung
We like China and China likes us / Fotos von Sera Çakal und L. Cristian

10.-12.4. / täglich ab 18:30 / HAU2

Während der Recherche zu “We like China and China likes us” haben die Schüler viel diskutiert – zum Beispiel über die Frage, wo eigentlich die Chinesen in Berlin nach ihrem Tod begraben werden. Gibt es einen chinesischen Friedhof? Und wo wird die chinesische Community sichtbar? Die Jugendlichen machten sich auf eine Spurensuche und die Fotografin Sera Çakal hat sie begleitet. Ihre Bilder dokumentieren den Versuch, das Leben von Menschen mit chinesischem Migrationshintergrund zu begreifen – und das Scheitern daran. L. Cristian lebt seit 2013 in China und hat uns seine Fotos zur Verfügung gestellt. Beide Arbeiten werden täglich in den Bürofenster des HAU2 (Großbeerenstr.) projiziert.

Ein Projekt des HAU Hebbel am Ufer im Rahmen des Houseclubs. Gefördert von TANZFONDS Partner – eine Initiative der Kulturstiftung des Bundes.

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