PROGRAMM
Donnerstag, 19. Mai 2022
Einlass 16:00, Eröffnung 18:00 / HAU1
Gäste: u.a. Garip Bali (Mitbegründer des Vereins ADA), Bafta Sarbo (Initiative Schwarze Menschen in Deutschland Bund e.V.), Newroz Duman (Initiative 19. Februar Hanau, Jugendliche ohne Grenzen), Beate Klarsfeld (deutsch-französische Journalistin und Aktivistin) und Serge Klarsfeld (Fils et Filles de Déportés Juifs de France, Militants de la Mémoire), mit musikalischen Beiträgen von Turgay Ulu
Moderation: Sabine Hess (Ver/sammeln antirassistischer Kämpfe), Vincent Bababoutilabo (Ver/sammeln antirassistischer Kämpfe)
Sprache: Deutsch, Englisch
Gemäß des Mottos “Antirassistischer Kämpfe versammeln, archivieren und aktivieren” laden wir Vertreter:innen verschiedener Bewegungen und Generationen auf die Bühne, um gemeinsam die Fäden antirassistischer Widerstandsgeschichte aufzunehmen, die wir in den nächsten drei Tagen Assembly vertiefen wollen. Vincent Bababoutilabo und Sabine Hess vom Projekt “Ver/sammeln antirassistischer Kämpfe” werden mit unseren Gästen über die verschlungenen Pfade antirassistischer Bewegungen, unerwartete Solidarisierungen, Niederlagen und den Wert des Erinnerns reden.
20:00 / HAU1
PANEL I: Politiken des Erinnerns
Gäste: Peggy Piesche, Tahir Della (Initiative Schwarze Menschen in Deutschland Bund e.V.), Noa Ha (weißensee kunsthochschule berlin), Hannah Peaceman (Friedrich-Schiller-Universität Jena)
Moderation: Natalie Bayer (FHXB Friedrichshain-Kreuzberg Museum)
Sprache: Deutsch, Englisch
Gemeinsam mit den Gästen sollen Politiken des Erinnerns an Protest und Widerstand gegen rassistische Verhältnisse und gesellschaftliche Veränderungen diskutiert werden: Wie können die Erfahrungen, Kämpfe und Forderungen von Menschen mit Rassismus-, Antisemitismus-, und Diskriminierungserfahrungen sichtbarer gemacht werden? Welche (politischen) Rahmenbedingungen braucht selbstermächtigtes und würdiges Gedenken an rassistische Gewalt und Ausgrenzung? Welche Infrastrukturen des Aufarbeitens und Archivierens der Kämpfe gegen Rassismus und für gleichberechtigte Teilhabe müssen geschaffen werden?
Freitag, 20. Mai 2022
10:00–11:00 / HAU1
Keynote I: “Als Juden auffallende Personen”: Mein Weg von Berlin (Ost) nach Berlin (West) und jenseits der Mauer
Gäste: Cathy Gelbin (School of Arts, Languages and Cultures, University of Manchester)
Moderation: Silke Helmerdig (Fotografin)
Sprache: Deutsch, Englisch
Der Vortrag zeichnet Cathy Gelbins deutsch-amerikanisch-jüdischen Weg nach, von der unangepassten Ostberliner Jugend und jungen Erwachsenen zu einem neuen Leben im West-Berlin der 1980er Jahre, wo sie in hitzige lesbisch-feministische Debatten über Frauen, Jüd:innen und das Erbe des Nationalsozialismus verwickelt wurde. Von dort aus verließ sie Deutschland endgültig, nachdem sie in den 1990er-Jahren kurz zurückgekehrt war, um diese Debatten erneut zu führen. In Anlehnung an den feministischen Slogan der 1970er Jahre, dass “das Persönliche politisch ist”, versucht ihr Vortrag, diesen Weg innerhalb vergangener und gegenwärtiger aktivistischer und akademischer Debatten über geschlechtliche, sexualisierte und jüdische Differenz und Zugehörigkeit über die enormen historischen Veränderungen hinweg zu kontextualisieren, die während dieser Zeit stattfanden.
Workshop-Phase I
11:30–13:30 / HAU3
Trikont DDR I
Gäste: Angelika Levi (Filmemacherin, Video-Kunst), Lydia Lierke (Rosa-Luxemburg-Stiftung), Paulino Miguel, Razak Minhel und Heike Kanter (Multikulturelles Zentrum Dessau e.V.), Trong Do Duc (Unteilbar)
Moderation: Vincent Bababoutilabo (Ver/sammeln antirassistischer Kämpfe)
Sprache: Deutsch
Während in der DDR der antirassistische Kampf in den USA oder in Südafrika eine gewaltige Popularität erreichte, galten die “Wurzeln des Rassismus und Faschismus” im Arbeiter- und Bauernstaat selbst als überwunden. Menschen aus dem globalen Süden, die in die DDR einwanderten, sahen dies häufig anders. Sie streikten für bessere Arbeitsbedingungen, kämpften gegen Abschiebungen, brachen aus Heimen aus und überwanden immer wieder die Grenzen des realsozialistischen Kontrollregimes.
Bei “Trikont DDR I” und “Trikont DDR II” handelt es sich um zwei aufeinander folgende Workshops.
Begrenzte Kapazität / Anmeldung erwünscht unter tickets@hebbel-am-ufer.de
Treffpunkt für alle Workshopteilnehmenden: HAU3
11:30–13:30 / HAU3
I can hear you – Defending voices I
Moderation: Sonja Collison (Ver/sammeln antirassistischer Kämpfe)
Sprache: Deutsch
Die Chroniken aktivistischer Bewegungen um Racial Profilig im Alltag und dessen Folgen spiegeln sich zum Teil in Jahrzehnte langen Kämpfen wider. Ihr Bestreben nach Sichtbarkeit und Gerechtigkeit innerhalb der strukturellen Machtverhältnisse dieses Landes stellen einen großen Teil der Geschichte des Widerstandes gegen Rassismus dar. Ihr Wissen und ihre Stimmen werden innerhalb der Allgemeinheit regelmäßig ausgeblendet und bleiben daher ungehört. Ziel ist es diese Geschichten aufzuarbeiten und in eine Form wachsendes lebendiges Archiv umzuwandeln.
Zur Erklärung: Seit 1990 starben fast 200 Menschen in Polizeigewahrsam. Täglich werden Menschen Opfer rassistischer, rechtsextremer oder diskriminierender Gewalt, gleichzeitig erhalten sie oftmals keinen Schutz. Im Gegenteil, sie werden kategorisiert, illegalisiert und ausgegrenzt, während sie um ihr (Über)Leben kämpfen.
In diesem Workshop möchten wir Menschen, die sich gegen die strukturelle Gewalt, aus der Perspektive der Kämpfe engagieren, zusammenzubringen, stärken und gemeinsam erkunden, was es braucht der Öffentlichkeit die Wichtigkeit der Bemühungen gegen diese Gegebenheiten näher zu bringen.
Bei “I can hear you – Defending Voices I” und “I can hear you – Defending Voices II” handelt es sich um zwei aufeinander folgende Workshops.
Begrenzte Kapazität / Anmeldung erwünscht unter tickets@hebbel-am-ufer.de
Treffpunkt für alle Workshopteilnehmenden: HAU3
11:30–13:30 / HAU3
Women in exile: Between Resistance and Affects
Gäste: Katharina Eitner (Arde project)
Moderation: Daniellis Hernandez, Elizabeth Ngari (Women in exile's archive team)
Sprache: Englisch, Deutsch, Farsi
Women in Exile hat im vergangenen Jahr mit dem Aufbau eines Archivs begonnen, um die Zeugnisse des eigenen 20-jährigen Kampfes gegen Diskriminierung und für die Rechte von Refugees in Berlin und Brandenburg zu sammeln, zu katalogisieren und zugänglich zu machen. Doch was für ein Archiv stellen wir uns vor? Unser Ziel ist nicht ein Ort, an dem unsere Vergangenheit lediglich bewahrt würde, vielmehr geht es uns darum, sie zu teilen. Ein Ort des Experimentierens mit Möglichkeiten, wie sich die Gegenwart kategorisieren lässt und die Dokumente genutzt werden können. In diesem Sinne zielt der Workshop auf die Aktivierung dialogischer und kreativer Formen des Umgangs mit fotografischen Dokumenten.
Die Teilnehmer:innen sind eingeladen, als Arbeitsgrundlage des Workshops persönliche Fotodokumente in Form von Abzügen beizusteuern.
Begrenzte Kapazität / Anmeldung erwünscht unter tickets@hebbel-am-ufer.de
Treffpunkt für alle Workshopteilnehmenden: HAU3
Workshop-Phase II
14:00–17:30 / HAU3
Fleeting Resonances / Flüchtige Resonanzen
Gäste: Beate Klarsfeld (deutsch-französische Journalistin und Aktivistin), Serge Klarsfeld (Fils et Filles de Déportés Juifs de France, Militants de la Mémoire), Benjamin Baader (Professor für Europäische Geschichte, Universität Manitoba; online aus Kanada), Cathy Gelbin (Professorin für Film und Germanistik, Universität Manchester), Jessica Jacoby (online), Silke Helmerdig (Fotografin), Elisa Klapheck (Rabbinerin der liberalen Synagogengemeinschaft “Egalitärer Minjan” in der Jüdischen Gemeinde in Frankfurt am Main und Professorin für Jüdische Studien an der Universität Paderborn), Cindy Milstein (diasporische queere:r jüdische:r Anarchist:in und Organisator:in, Autor:in und Herausgeber:in; online aus den USA), Christina Feist (Nebenklägerin im Halle-Prozess, ELES Research Fellow und Doktorandin der Universitäten Potsdam und Universität Paris – Sorbonne), Nui*Arendt (gender-queere transformative Gerechtigkeit), Miriam Yosef (freie Künstlerin, Autorin und Bildungsvermittlerin), Ina Holev (Autorin, Bildungsvermittlerin), Lea Wohl von Haselberg (Filmwissenschaftlerin), Esther Dischereit (Autorin, Herausgeberin von “Hab keine Angst, erzählt alles!”)
Moderation: Yara Haskiel (Videokünstlerin und Forschende, Doktorandin im Visual Culture Department, Goldsmiths, London), Angelika Levi (Filmemacherin) und Alisa Limorenko (politische Aktivistin und Studentin der Kulturanthropologie und Geschlechterforschung an der Georg-August-Universität Göttingen) vom Projekt Ver/sammeln antirassistischer Kämpfe
Sprache: Deutsch, Englisch
“Flüchtige Resonanzen” beschreibt den Versuch einen temporären heterogenen Raum als Archiv lebender Effekte von verkörperten jüdisch-situierten Erfahrungswelten in einem Workshop zu versammeln. Wir begeben uns auf Spurensuche über vergangene Resonanzen, deren Geschichten und gelebten Erfahrungen, sowie zeitgenössischen politischen und künstlerischen Interventionen. Dabei stellen wir die Reproduktionsmechanismen von mikro- und makropolitischen Amnesien in einen Bezug zu pluralen, hybriden und ambivalenten jüdisch gelebten Realitäten in Deutschland. Der Workshop ermöglicht eine offene Plattform, um widerständige Praxen der solidarischen Vernetzung zu diskutieren und generationsübergreifend zu aktivieren.
Wir plädieren für Poesien der Unruhestiftung im Zwischenraum von Artikulationsprozessen, das Verlassen von Komfortzonen, zum Beispiel dort, wo Erinnerung und Trauer nach der Shoa mit einem deutschen Beipackzettel choreographisch performiert wird, wo indes der jüdische Mensch als Imaginäres und zu betrauerndes Subjekt in der deutschen Gesellschaft eingefroren wird. Von diesem Ort aus hallen die repräsentativen Modelle der Erinnerung wider, deren Subjektivierungsformen über Generationen selten in Frage gestellt werden. Wir verstehen Erinnerungs- und Trauerarbeit als multi-direktional und Teil einer wichtigen antirassistischen Praxis.
Längst ist jüdisches Leben in Deutschland (post-)migrantisch, liberal und egalitär. Und gerade deshalb bleibt “das Jüdische” für die Mehrheitsgesellschaft eine Provokation in seiner Pluralität mit vielen Facetten und diversen Geschichten. Unser Ansatz ist: es gibt keine singuläre Kategorie ‚Jüdisch‘, sondern fluide und multiple Singularitäten in Interdependenz und Resonanz zwischen sichtbaren (lauten), wie unsichtbaren (leisen) Stimmen, sowie deren flüchtigen, sowie beharrlichen Echo Räumen.
Begrenzte Kapazität / Anmeldung erwünscht unter tickets@hebbel-am-ufer.de
Treffpunkt für alle Workshopteilnehmenden: HAU3
15:00–17:00 /HAU3
I can hear you – Defending voices II
Sprache: Deutsch
Die Chroniken aktivistischer Bewegungen um Racial Profilig im Alltag und dessen Folgen spiegeln sich zum Teil in Jahrzehnte langen Kämpfen wider. Ihr Bestreben nach Sichtbarkeit und Gerechtigkeit innerhalb der strukturellen Machtverhältnisse dieses Landes stellen einen großen Teil der Geschichte des Widerstandes gegen Rassismus dar. Ihr Wissen und ihre Stimmen werden innerhalb der Allgemeinheit regelmäßig ausgeblendet und bleiben daher ungehört. Ziel ist es diese Geschichten aufzuarbeiten und in eine Form wachsendes lebendiges Archiv umzuwandeln. Zur Erklärung: Seit 1990 starben fast 200 Menschen in Polizeigewahrsam. Täglich werden Menschen Opfer rassistischer, rechtsextremer oder diskriminierender Gewalt, gleichzeitig erhalten sie oftmals keinen Schutz. Im Gegenteil, sie werden kategorisiert, illegalisiert und ausgegrenzt, während sie um ihr (Über)Leben kämpfen.
In diesem Workshop möchten wir Menschen, die sich gegen die strukturelle Gewalt, aus der Perspektive der Kämpfe engagieren, zusammenzubringen, stärken und gemeinsam erkunden, was es braucht der Öffentlichkeit die Wichtigkeit der Bemühungen gegen diese Gegebenheiten näher zu bringen.
Bei “I can hear you – Defending Voices I” und “I can hear you – Defending Voices II” handelt es sich um zwei aufeinander folgende Workshops.
Begrenzte Kapazität / Anmeldung erwünscht unter tickets@hebbel-am-ufer.de
Treffpunkt für alle Workshopteilnehmenden: HAU3
15:00–17:00 / HAU3
You can’t evict the movement
Gäste: Biyanki Duli, Turgay Ulu (O-Platz)
Moderation: Napuli Paul Langa (O-Platz)
Sprache: Deutsch, Englisch, Arabisch
Die Refugees-Bewegung lässt sich nicht vertreiben, da die Probleme, mit denen sie sich beschäftigt, nach wie vor ungelöst sind. Der Workshop setzt sich mit zehn Jahren der Refugee-Kämpfe in Deutschland auseinander. Die Aktivist:innen diskutieren die Erfahrungen von Refugees zwischen Würzburg und dem Oranienplatz und ihre Forderungen nach einer anderen Behandlung durch den deutschen Staat. Dabei geht es um Fragen wie:
Was ist geschehen? Warum haben die Refugees protestiert? Wie hat Deutschland reagiert? Wie die Politik, die Medien, die Zivilgesellschaft? Was für eine Rolle hat die deutsche Linke gespielt? Und was war mit den Unterstützungsstrukturen? Waren sie hilfreich? Kam es zu Konflikten zwischen Unterstützer:innen und Refugees? Was wurde erreicht? Was hat sich geändert? Was ist unverändert geblieben? Weshalb ist die Bewegung heute weniger aktiv als in den Jahren 2012-2014? Welche Lehren lassen sich daraus für künftige Refugee-Kämpfe und politische Auseinandersetzungen im Allgemeinen ziehen?
Begrenzte Kapazität / Anmeldung erwünscht unter tickets@hebbel-am-ufer.de
Treffpunkt für alle Workshopteilnehmenden: HAU3
15:00–17:00 / HAU3
Claiming History: Activism through digital Video Archiving
Gäste: Jacob Geuder (Stadtsoziologe), Anna Baum (Arbeitsforscher und Videofilmer), Clancey Cornell (Gedächtnisarbeiter, Fachmann für psychische Gesundheit), Özge Celikaslan (Mirgründer von bak.ma)
Moderation: Sirin Fulya Erensoy (Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF)
Sprache: Englisch
Noch nie war es einfacher, mithilfe von Bildern, Aufnahmen und Videos die eigene Geschichte zu erzählen. Wer ein Smartphone besitzt, kann nun ihre:seine eigene Sicht auf die Geschehnisse kundtun und den Erzählungen der Mainstream-Medien entgegenstellen, die allzu oft die Stimmen verschweigen, die nicht ihrer ideologischen Ausrichtung entsprechen. In der schnelllebigen digitalen Welt können wir jederzeit ein auf Twitter geteiltes Video anschauen, doch so schnell ein Video auftaucht, so schnell versinkt es auch wieder in den unergründlichen Tiefen des Internets. Für Organisator:innen, Beobachter:innen und Wissenschaftler:innen ergeben sich daraus manche Fragen: Wie können wir diese aufgezeichneten Momente der Unterdrückung und des Widerstands sammeln, sie mit einem Kontext und einer Identität versehen und sie als Quelle von Organisation, Aktivismus und Forschung/Reflexion nutzen? Um diese Fragen zu beantworten, bringt der Workshop “Claiming History” Aktivist:innen zusammen, die sich mit dem Sammeln, dem Archivieren und der Verbreitung digitaler Medien beschäftigen. In ihrer Diskussion geht es darum, wie sich die digitalen Medien nutzen lassen, um weltweit Widerstandsbewegungen von unten zu unterstützen und an einer Gegengeschichte mitzuwirken, die den Widerständigen als Werkzeug dienen könnte.
Das Panel ist Teil des Projekts VIDEOACT, das im Rahmen des Horizon 2020 Forschungs- und Innovationsprogramms, H2020 MSCA-IF, die Förderung 101025524 des Programms “Marie Sklodowska-Curie” erhalten hat.
Begrenzte Kapazität / Anmeldung erwünscht unter tickets@hebbel-am-ufer.de
Treffpunkt für alle Workshopteilnehmenden: HAU3
18:00–19:30 / HAU1
PANEL II: Activating Archives
Gäste: Timothy Tasch (Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland e.V., DOMiD), Women in Exile, Encarnación Gutiérrez Rodríguez (Institut für Soziologie, Goethe-Universität Frankfurt am Main) und Pinar Tuzcu (Institut für Soziologie, Universität Kassel), Sarah Clément (ehem. Mitglied von Generiques), Nathaniel Moore (Freedom Archive; online aus den USA)
Moderation: Aurora Rodonò (Kulturarbeiterin/Lecturer, Diversity Managerin (RJM, Köln))
Sprache: Deutsch, Englisch
Archivierung von Bewegungsgeschichte(n) und das Schreiben von Counternarratives ist eine Praxis, die in unterschiedlichen politischen und erinnerungspolitischen Kämpfen eine Rolle gespielt hat. In dem Panel wird es darum gehen, anhand von Kämpfen um die Dokumentation der Kämpfe der Schwarzen Bürgerrechtsbewegung in den USA und das Schaffen von Archivstrukturen zur Sichtbarmachung und Historisierung der Migrations- und Widerstandsgeschichte in Deutschland und Frankreich über die Politiken der Erinnerung und des Archivierens zu diskutieren.
20:00 / HAU1
Lecture Performance & Konzert Shevek Iyapo & Apsilon
Samstag, 21. Mai 2022
10:00–11:00 / HAU1
Keynote II: Welcher Antirassismus? Wessen Rassismuskritik? Was wissen wir über Rassismus oder: Brauchen wir in Deutschland eine “Kritische Rassentheorie”?
Gäste: Mark Terkessidis (freier Autor)
Sprache: Deutsch, Englisch
Die Kritik oder der Kampf gegen Rassismus hängen maßgeblich davon ab, was eigentlich unter Rassismus verstanden wird. In den letzten Jahren sind die Rassismuskonzeptionen aber teilweise weit auseinander gegangen, ohne dass eine Diskussion über diese Unterschiede geführt wird. Sehr dominant ist derzeit eine Version, die sich auf “critical whiteness” und “critical race theory” aus den USA beruft, sich historisch am Kolonialismus orientiert und die Kategorien “weiß” und Schwarz als Grundlage verwendet. Die Verwendung dieses Konzeptes garantiert internationale Anschlussfähigkeit, bringt aber gleichzeitig das Spezifische am deutschen Kontext zum Verschwinden. Die koloniale Geschichte der kontinentalen Expansion des Deutschen Reiches, die Geschichte von Zwangsarbeit und Migration und die Erfahrungen der marginalisierten Personen europäischer Herkunft haben darin keinen Platz. Die Frage ist, ob und wie sich in dieser Gemengelage Solidarität organisieren lässt.
11:15–12:00 / HAU1
PERFORMANCE: Monther Tongues von ADI LIRAZ
In dieser Performance analysiert Adi Liraz ihre Beziehung zu ihren mütterlichen Ahninnen und zum Konzept der Muttersprache/Muttermilch und deren Funktion als Mittel zur Weitergabe von Wissen. Indem sie die verschiedenen Aspekte von Muttersprache(n) untersucht, schafft sie eine Darstellung der Vielzahl von Zugehörigkeiten und der Auslöschung und Wiederbelebung von Wissen und (Post-)Erinnerung, verbunden mit Verlust und Trauma, in einem kritischen Blickwinkel auf die Bedeutungen jüdischer Identitäten im Gegensatz zu nationalen Strukturen und Ideen.
10:00–11:30
Spaziergang: Orte der migrantischen Organisierung Kreuzberg mit Garip Bali
Sprache: Deutsch
Als Zeitzeuge wird Garip Bali die Teilnehmer:innen zu Orten der migrantischen Organisierung führen.
Da die Führungszeit begrenzt ist, wird nur ein Ausschnitt der Geschichte der Organisierung türkeistämmiger Migrant:innen in Kreuzberg vorgestellt. Die Tour beginnt in der Nähe des Hermannplatzes und endet am Kottbusser Tor. Unterwegs zu Fuß wird an mehreren Stationen über die Geschichte, Hintergründe und Aktivitäten ehemaliger Vereine, Aktionsorte und vieles mehr berichtet. Eine Broschüre als Dokumentation der Tour, die zum ersten mal 2011 anlässlich der 50-jährigen Migration aus der Türkei vom Verein Allmende durchgeführt wurde, kann gegen eine Spende erworben werden.
Begrenzte Kapazität / Anmeldung erwünscht unter tickets@hebbel-am-ufer.de
Treffpunkt: Kottbusser Damm 25/26, 10967 Berlin
Workshop-Phase III
13:00–15:00 / HAU3
Redlining in Kreuzberg. Von Zuzugssperren und Grenzen: eine Aktivierung
Gäste: u.a. Christos Zisis (UH, FH Kiel), Çağan Varol (Politikwissenschaftler), Maria Alexopoulou (Zentrum für Antisemitismusforschung, TU Berlin), Duygu Gürsel (HU), Tobias Mulot (Historiker), Andrea und Matei Bellu, Noa Ha (DeZIM-Institut, Rat für Migration), Kourabas, Veronika (Universität Bielefeld), Bafta Sarbo (Initiative Schwarze Menschen in Deutschland Bund e.V.)
Moderation: Vassilis Tsianos (Ver/sammeln antirassistischer Kämpfe)
Sprache: Deutsch
Schon zu Beginn der 1970er Jahre und in Bezug auf die “Ausländerbeschäftigung” wurde die Frage der “Überlastung der Städte” alarmistisch diskutiert. Es war gewissermaßen die Geburtsstunde des bundesrepublikanischen Ghettodiskurses und einer neuen racial rule. “Die Türken kommen – rette sich wer kann“ war die große Titelgeschichte von Spiegel, und fokussierte damit auf eine einzelne Gruppe von Migrant:innen. Der Begriff “Türkenghetto” gehörte bald wie selbstverständlich zum Sprachschatz von Stadträten und Sozialpolitikern. Was der Spiegel offenbar zu diesem Zeitpunkt nicht kannte, ist ein Planungspapier der Berliner Senatskanzlei. Insbesondere die Bezirke Kreuzberg und Wedding, so der Bericht, wiesen bereits 1971 sehr hohe Anteile ausländischer Wohnbevölkerung auf. Im Sanierungsgebiet des Bezirks Kreuzberg betrug er 35%. In alarmistischem Ton warnten die Verfasser: “Um den bei ungehindertem Fortschreiten der Ballung drohenden Zusammenbruch der Infrastruktur dieser Stadtteile und der damit verbundenen Gefährdung der ausländischen und der deutschen Bevölkerung sowie der allgemeinen Sicherheit vorzubeugen, ist eine Minderung der Ballung, zumindest aber ein begrenzter Zuzugsstop, unbedingt erforderlich.” Der Berliner Maßnahmenvorschlag der Etablierung einer Zuzugssperre über das Ausländerrecht wirkt wie ein Vorgriff auf die Regelung die tatsächlich 1974 bundesweit in Kraft trat. Obwohl die Politik von Redlinig und Zuzugssperren bald aufgegeben werden musste, können wir heute noch die Signatur dieser rassistischen Raumpolitiken sehen. So wandte beispielsweise die Stadt Frankfurt am Main in den 1990er Jahren bei Neubausiedlungen folgenden Quotierungsschlüssel an: 30 Prozent ‘Ausländer:innen’, zehn Prozent Aussiedler:innen, 15 Prozent Sozialhilfeempfänger:innen, 25 Prozent Quartiersbewohner:innen, 20 Prozent andere Personen. Ähnliche Regularien kommen auch in anderen Großstädten wie Berlin, Köln und München zum Einsatz. Auch die kaum rezipierte Ausgrenzung von Sinti und Jenische in der Kommunalpolitik der Nachkriegszeit gehört sicherlich dazu. Diesem Verteilungs- und selektiven Kompositionsmodell wohnt allerdings eine unheimliche Ambivalenz inne: Einerseits ist es bislang mitverantwortlich dafür, dass in der Bundesrepublik die soziale Segregation deutlich weniger ausgeprägt ist als in anderen Ländern, andererseits rekurriert es auf und stabilisiert rassistische Othering-Prozesse in der wohnungspolitischen Regierung der Migration und der Differenz in der Stadt. Auch heute kann man die Existenz von wohnungspolitischen ‘Migrantensperren’ nachweisen. In der Ausnahmeklausel des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG), die auf Druck der Wohnungsmarktlobby in das Gesetz aufgenommen wurde, wird die antidiskriminatorische Wirkung im Bereich des privaten Wohnungsmarkts entscheidend eingeschränkt. Die Klausel erlaubt buchstäblich die Diskriminierung nach ethnischer Differenz bei der Vermietung von Wohnungen im Namen der sozial ausgeglichenen Belegung von Wohnhäusern. Dominanzkulturelle Produktionen von Raum mittels Redlining oder Zuzugssperren sind räumliche Repräsentationen von Othering, die in urbane Paniken einmünden. Gestützt darauf und im Lichte der Critical Race Theory und des Konzeptes von racial urban (Goldberg) wird im Workshop ausgelotet, welche Widerstände und Handlungsmöglichkeiten bestanden oder bestehen, um Redlining und Racial Profiling als raumbezogenes, institutionelles und personales Problem umzugehen. Othering wird zum Ort-thering!
Aktuell sind alle Plätze für diesen Workshop belegt / Warteliste unter tickets@hebbel-am-ufer.de
13:00-15:00 / HAU3
Trikont DDR II
Gäste: Angelika Levi (Filmemacherin, Video-Kunst), Lydia Lierke (Rosa-Luxemburg-Stiftung), Paulino Miguel, Razak Minhel und Heike Kanter (Multikulturelles Zentrum Dessau e.V.), Trong Do Duc (Unteilbar)
Moderation: Vincent Bababoutilabo (Ver/sammeln antirassistischer Kämpfe)
Sprache: Deutsch
Während in der DDR der antirassistische Kampf in den USA oder in Südafrika eine gewaltige Popularität erreichte, galten die „Wurzeln des Rassismus und Faschismus“ im Arbeiter- und Bauernstaat selbst als überwunden. Menschen aus dem globalen Süden, die in die DDR einwanderten, sahen dies häufig anders. Sie streikten für bessere Arbeitsbedingungen, kämpften gegen Abschiebungen, brachen aus Heimen aus und überwanden immer wieder die Grenzen des realsozialistischen Kontrollregimes.
Bei “Trikont DDR I” und “Trikont DDR II” handelt es sich um zwei aufeinander folgende Workshops.
Begrenzte Kapazität / Anmeldung erwünscht unter tickets@hebbel-am-ufer.de
Treffpunkt für alle Workshopteilnehmenden: HAU3
13:00–15:00 / HAU3
Archivieren als aktivistische Praxis: Ein Erfahrungsaustausch
Gäste: Özge Celikaslan (Mitbegründerin und Mitglied von bak.ma), Bilge Emir (Mitglied von bak.ma)
Sprache: Deutsch, Englisch
Archivieren ist eine aktivistische Praxis. Oft fehlt es jedoch Gruppen, Bündnissen und Vereinen an Zeit, Geld und technischem Werkzeug die eigenen Geschichten zu archivieren. In Anbetracht all dieser Einschränkungen haben sich viele Aktivist:innen auf den Weg gemacht, Möglichkeiten zu entwickeln autonom mittels Open Source Tools zu archivieren. In dem Workshop werden die Tools „bak.ma" als digitales Medienarchiv sozialer Bewegungen basierend auf dem Open Source Programm „pan.do/ra" vorgestellt und anhand konkreter Beispiele praktisch angewendet. Der Workshop lädt darüber hinaus ein, Erfahrungen im Aufbau autonomer (digitaler) Archive auszutauschen und gemeinsam nach Möglichkeiten der Vernetzung zu suchen. Teilnehmende werden gebeten nach Möglichkeit eigene Laptops sowie kurze Videosequenzen als Übungs- und Anschauungsmaterial mitzubringen.
Begrenzte Kapazität / Anmeldung erwünscht unter tickets@hebbel-am-ufer.de
Treffpunkt für alle Workshopteilnehmenden: HAU3
13:00–15:00 / HAU3
Erinnerungspolitische Kämpfen in Folge rassistischer Morde und Anschläge
Gäste: Hasan und Sibel Leyla (Eltern von Can Leyla, München), Gamze Kubaşık (Tochter von Mehmet Kubaşık, Dortmund) und Ali Şirin (Bündnis „Tag der Solidarität/Kein Schlussstrich Dortmund“), Mouctar Bah (Freund von Oury Jalloh, Dessau), Arshad Niazai (Freund von Aman Alizada, Stade), Initiative zum Gedenken an Ramazan Avcı (Hamburg), Esperanca Bunga (Überlebenden des rassistischen Brandanschlags von Lübeck 1996, Nürnberg), weitere Angehörige und Aktive von Gedenkinitiativen aus unterschiedlichen Städten werden sich mit Grußworten zu Wort melden
Moderation: Gürsel Yıldırım (Initiative zum Gedenken an Ramazan Avcı, Hamburg)
Sprache: Deutsch
Begrenzte Kapazität / Anmeldung erwünscht unter tickets@hebbel-am-ufer.de
Treffpunkt für alle Workshopteilnehmenden: HAU3
Rassistische Attacken, Morde, Anschläge sind die Spitze des Eisbergs. Wer im Rahmen von Gedenkinitiativen mit Angehörigen zusammen gegen das Vergessen kämpft, wer Erinnerungsarbeit auch über die Presse und Social Media betreibt, ist gut informiert darüber, dass die staatlichen Statistiken hierzu lückenhaft, irreführend, gefälscht sind. Was staatliche Instanzen offiziell als rechte und rassistisch motivierte Tötungsdelikte angeben und bewerteten, spiegelt eher den Entlastungwunsch der staatlichen Instanzen und der Mehrheitsgesellschaft wider.
Der deutsche Staat entzieht sich chronisch der historischen Verantwortung, lässt die Familiengehörigen und Betroffenen von rassistisch motivierten Gewalttaten im Stich, geht nicht über Beruhigungspillen hinaus, ermittelt nur sehr zögerlich oder gar nicht gegen sich selbst, wenn seine Bediensteten versagen. All das hat fatale Folgen für die Angehörigen der Opfer von rassistischen Morden.
Forderungen von Angehörigen und Überlebenden nach Aufklärung, Gerechtigkeit, Opferentschädigung stoßen auf die eisige Mauer der staatlichen Instanzen und die weitgehende Ignoranz der Dominanzgesellschaft. Uns Angehörigen, Überlebenden, Gedenkinitiativen bleibt nichts anderes übrig, als über unsere Grenzen hinaus, selbst-organsiert community übergreifend weiter unsere Anliegen und Forderungen gegen das Vergessen hör- und sichtbar zu machen.
Auf dem Podium wollen wir zurückblicken auf die langjährigen Erfahrungen von Angehörigen, Überlebenden und Gedenkinitiativen im Kampf gegen das Vergessen, um würdige Erinnerungspraxen und solidarischen Perspektiven. Wir diskutieren, wie wir gemeinsam die Opfer von rassistischen Morden würdigen, die Anliegen der Angehörigen und Überlebenden stärken sowie für eine erweiterte Handlungsfähigkeit im Sinne der erinnerungspolitischen Kämpfe einstehen können.
17:00 / FHXB Friedrichshain-Kreuzberg Museum
Eröffnung: Ein offenes Archiv
Seit 2021 arbeiten wir mit vielen Gruppen und Einzelpersonen zusammen, die sich bereits auf den Weg gemacht haben, die Geschichte/n ihrer Bewegungen und Kämpfe gegen Rassismus und Antisemitismus nicht zu vergessen, sondern für heute und morgen zu re-aktivieren.
Im FHXB Friedrichshain-Kreuzberg Museum kann die erste Sammlung von Materialien und Wissen in einem offenen Archiv eingesehen und recherchiert werden. Es sind Bruchstücke, die mit Unterstützung von Aktiven und Besucher:innen immer weiter anwachsen sollen. Das offene Archiv wird so zu einem kollektiven Aufarbeitungs- und Debattenraum, um vergangene Erfahrungen mit heutigen zu verbinden.
Das offene Archiv ist zu sehen im FHXB Friedrichshain-Kreuzberg Museum, Adalbertstraße 96, 10999 Berlin, U1/U8 Kottbusser Tor.