Das in Berlin und international über die Tanzszene hinaus bekannte Duo Schubot/Gradinger hat in den vergangenen fünf Jahren gemeinsamer Arbeit eine ganz eigene, markante Ästhetik und Bewegungssprache entwickelt. Mit extremer Physikalität und Radikalität, gleichzeitig aber in fragilen Situationen höchster Intimität kreisen ihre Arbeiten immer wieder um die Frage: Wie kann man zusammen existieren?
Mit der Werkschau SOON YOU ARE THEIRS, die in enger Zusammenarbeit mit dem HAU Hebbel am Ufer entsteht, werden Jared Gradinger und Angela Schubot den Zyklus ihrer bisherigen gemeinsamen Arbeiten präsentieren. Darüber hinaus wird es einen eintägigen Marathon und – zum Abschluss der Retrospektive – einen Remix-sacrifice der drei wiederaufgeführten Duette.
Allen Stücken gemeinsam ist das Thema der Entgrenzung des Körpers. what they are instead of (2009) kreiste um die gnadenlose Erschöpfung des “Ich” und den Wunsch, es zum Verschwinden zu bringen. Das Stück is maybe (2011) führte dieses Motiv weiter. Jared Gradinger und Angela Schubot schufen hier ein identitätsloses Hybridwesen, das aus der radikalen Symbiose von zwei ineinanderfließenden Körpern hervorgeht. Kann ich meinem Ich entkommen, indem ich in einem bedingungslosen Miteinander meine Heimat im Anderen suche? Das zweiteilige Projekt LES PETITES MORTS (2013) schloss an diese Frage an, verlieh aber dem Thema der Ich-Auflösung eine neue Dimension. Der erste Part, i hope you die soon, stellt die Frage, wie es ist, zusammen zu sterben. Lässt sich dieser Akt als letzte und ultimative Möglichkeit eines Miteinanders denken? Der zweite Teil dieser Arbeit ist das Trio all my holes are theirs, das gemeinsam mit Aleesa Cohene entstanden ist. Hier geht es um den Versuch der beiden Performer, durch radikale gegenseitige Hingabe an einen Dritten zu sterben und zu verschwinden.
Die Werkschau wird ergänzt von kleinen Zuschauerworkshops, in denen Schubot/Gradinger ihre choreografische und körperliche Praxis mit den Zuschauern teilen. Ferner gibt es Vorträge, Diskussionsrunden und Installationen. Robert Steijn, bekannt für seine schamanistischen theatralen Rituale, wird gemeinsam mit dem Publikum und Künstlern ein Todesritual anleiten. Die Videokünstlerin und Performerin Aleesa Cohene kreiert eine Geruchsinstallation, die von ihrer Zusammenarbeit mit Angela Schubot und Jared Gradinger inspiriert ist. Martin Clausen steuert eine Textinstallation bei und zelebriert die Verschmelzung mit der Umwelt. Eine Soundinstallation von Tian Rotteveel gibt dem Publikum die Möglichkeit zur Entspannung. Dasniya Sommer hat gemeinsam mit Jared Gradinger und Angela Schubot eine Bondage-Performance erarbeitet. Im Rahmen eines Konzerts des Elektronik-Musikers Leyland Kirby werden beide Künstler im wahrsten Sinne des Wortes aneinander gefesselt.
Termine
- Vergangene Termine
- Angela Schubot / Jared Gradinger
LES PETITES MORTS - all my holes are theirs
Do 24.4.2014, 21:30 / HAU3 - Mi 9.10.2024, 17:45 /
- Mi 16.10.2024, 21:30 / WAU