NO LIMITS, Deutschlands größtes und wichtigstes Festival für Disability & Performing Arts, feiert in diesem Jahr seine zehnte Ausgabe. Das Programm aus Theater, Performance und Tanz findet zum wiederholten Mal wesentlich in Kooperation mit dem HAU Hebbel am Ufer statt.
Die Eröffnung mit “Narrenschiff” ist geradezu programmatisch für das gesamte Festival. Im Mittelalter wurden Menschen mit Behinderung auf sogenannten Narrenschiffen aus der Stadt gebracht und auf dem offenen Meer dem Tod überlassen. Rund 600 Jahre später gehen die Närr*innen auf die Bühne und weigern sich, weiter die Rollen zu spielen, die ihnen von der Gesellschaft zugeteilt wurden. Die Inszenierung von Monster Truck und Platform-K weist den Weg in ein Festival-Programm voller Selbstermächtigung, Teilhabe, Körperlichkeit und Spaß!
Dass Leben jedoch auch heißt, ins Risiko zu gehen, das Glück aufs Spiel zu setzen, zeigen Simone Aughterlony und Julia Häusermann in der Tanzperformance “No Gambling”. Häusermann hat 2013 den Alfred-Kerr-Darstellerpreis für die beste Nachwuchsspielerin des Berliner Theatertreffens gewonnen und wurde in New York für den Bessie Award nominiert.
Natalija Vladisavljević, Choreografin, Autorin und Performerin im Theater- und Tanzkollektiv Per.Art in Novi Sad, Serbien, präsentiert zusammen mit verschiedenen Kollaborateur*innen ihre Arbeit “Dance in the 21st Century”, bevor Michael Turinsky mit seiner brandneuen Choreografie “Soiled”, koproduziert von HAU, die Bühne betritt. Anknüpfend an persönliche, mit seiner körperlichen Behinderung verbundene Erfahrungen, entwirft er eine Utopie des Menschlichen, die dem aufrechten, zivilisierten, endlos produktiven und gerade darin endlos destruktiven Körper einen bodennahen, zyklischen, pulsierenden und metabolischen entgegensetzt. Dieser als zutiefst menschlich behauptete Körper wird anderntags auch thematisiert Turinskys Vortrag “Choreo-politics for the crip animal”.
Als Deutsche Premiere zeigt die Cia Vero Cendoya ihre atemberaubende Tanzperformance “Bogumer (or Children of Lunacharski)”, die sich, ausgehend von Anatoli Lunatscharskis leibhaftigem Gottesgericht 1918, zwischen Machtmissbrauch, Massenmanipulation und kommunistischer Hybris auf die Suche nach persönlicher Identität begibt.
Den Schlusspunkt des HAU-Bühnenprogramms setzen Meine Damen und Herren (Gewinner des Tabori Preises 2022) feat. SKART & Masters of the Universe, die in “Welt ohne uns” in opulenter Bildsprache und mit morbidem Humor den Kreislauf des Lebens sezieren.
Erstmals wird es bei NO LIMITS auch ein digitales Angebot geben – HAU4 präsentiert ein filmisches Porträt der Gruppe Shut up and Sign*Speak samt Artist Talk sowie auch den Kinofilm “Planet Hora – Eine Space Odyssee in die Tiefen des Universums der Arbeit”. Außerdem wird es die digitale Tanzperformance “DIS_move” von Saša Asentić, Alexandre Achour & Guests geben.