Deutschlands größtes und wichtigstes Festival für Disability & Performing Arts “NO LIMITS” findet dieses Jahr zum wiederholten Mal in Kooperation mit dem HAU Hebbel am Ufer statt. Mit dem Wiener Choreografen Michael Turinsky übernimmt erstmalig ein Künstler mit Behinderung die Co-Kuration des Festivals – gemeinsam mit Marcel Bugiel. Turinsky rückt den Tanz in den Fokus des diesjährigen Programms, das er als ein Labor produktiver Abweichungen versteht. Die Mehrzahl der eingeladenen Projekte wird von behinderten Künstler*innen selbst verantwortet – die damit selbst bestimmen, auf welche Weise sie auf der Bühne repräsentiert sein wollen.
Eröffnet wird das Festival mit “Gentle Unicorn” von Chiara Bersani, einem eigensinnigen und humorvollen Tanz-Solo, in dem sich die 98 cm große Performerin in ein Einhorn verwandelt. Die britische Live-Art-Künstlerin Jo Bannon ist gleich mit zwei Arbeiten vertreten: Mit “Exposure”, einer Ein*e-Zuschauer*innen-Performance über die Möglichkeit, sich und andere in einem anderen Licht zu sehen, und mit “We Are Fucked”, einem subtilen und verrückten Tanzstück über Feminismus, den gegenwärtigen Zustand unserer Welt und ein anhaltendes Geschütteltwerden. Die Performancegruppe Monster Truck inszeniert Peter Weiss’ “Marat/Sade” mit Bochumer Amateur-Darsteller*innen mit kognitiver Beeinträchtigung, die inklusive Unmute Dance Company nimmt die in Vulkanasche versteinerten Menschen von Pompeji zum Ausgangspunkt für ein bewegendes Tanzstück über die gesellschaftliche Situation in Südafrika. Daneben zu sehen gibt es Videoarbeiten von Alexandrina Hemsley und Dejan Suljan sowie die Durational Performance “Borg” von Anna Berndtson.
Und im diesjährigen “NO LIMITS”-Symposium geht es um “Explodierende Zeiten, ver_rückte Räume: Disability Art & Crip Spacetime”. Minimalistisch-verschwenderischer Festivalhöhepunkt ist “Cherophobia” von Noëmi Lakmaier, ein poetisches Spektakel des Stillstands, bei dem die Künstlerin getragen von 20.000 bunten, heliumgefüllten Luftballons zehn Stunden lang im HAU1 schweben wird.