Eine “trans-romance” zwischen Insta-Reality und Sci-Fi-Dystopie: Die Bilder, die Samira Elagoz gemeinsam mit dem*der Künstler*in Cade Moga aufgenommen hat, zeigen auf radikal persönliche Art eine Beziehung zwischen zwei trans Männern, vom ersten Kennenlernen bis zur Trennung. Beide hatten in der Vergangenheit eine extreme Form von Weiblichkeit performt, haben aber sehr unterschiedliche Vorstellungen davon, was Männlichkeit sein kann. Drei Monate verbringen sie miteinander im Lockdown auf engstem Raum: zwei Fremde, zwei Suchende im Ringen umeinander, im Ringen um die eigene Identität und schließlich im Scheitern an den binären Grenzen unserer Wahrnehmung. Eine schmerzhaft schöne, menschenleere Welt, als hätte ein Virus alles ausgelöscht. Irgendwo in der Wüste um L.A., mit einem Auto, etwas Geld und einem Vorrat an Testosteron stellen die Liebenden die Dynamik von Männlichkeit und Weiblichkeit bloß.
“Seek Bromance” ist ein vierstündiges Feuerwerk der Eindrücke und Emotionen, das durch eine ausgeklügelte Dramaturgie bewusst mit den Erwartungen der Zuschauer*innen spielt.
“Als ich das erste Mal mit einer Freundin über meine Transition sprach, sagte sie: ‘Ist es nicht ein bisschen abgefuckt, jetzt ein Mann werden zu wollen?’ – ‘Ist es nicht revolutionär?’, antwortete ich. ‘Denn du kannst der Mann werden, von dem du dir wünschst, dass es ihn gäbe.’”
Samira Elagoz im Magazin zur Ruhtriennale 2022