Mit Suely Rolnik
Moderation: Margarita Tsomou, Maximilian Haas
Im Rahmen der Reihe “Burning Futures: On Ecologies of Existence”
Das Bewusstsein, Teil eines Ökosystems zu sein, führt nicht notwendig dazu, dass wir in unseren Handlungen von dieser Bedingung geleitet werden. Unser Zugang zu dieser Bedingung wird häufig in dem herrschenden Modus der Subjektivierung blockiert, von einem kolonialen, rassifizierenden, kapitalistischen Regime, in dem unser Leben von seiner ethischen Bestimmung in unseren eigenen Handlungen entfremdet wird, um stattdessen in den Dienst der Anhäufung von ökonomischem ebenso wie von politischem und narzisstischem Kapital gestellt zu werden. Der Widerstand dagegen erfordert eine subtile Arbeit zur Entblößung des unbewussten kolonialen, rassifizierenden, kapitalistischen Regimes, das unsere Subjektivitäten bestimmt. Diese Arbeit mündet in unsere Selbsttransformation, die das gesamte Gewebe unserer Beziehungen einschließt, nicht nur der menschlichen Beziehungen, ein Prozess, in dem die Grenzen zwischen Kunst, Therapeutik und Politik durchlässig werden.
Suely Rolnik ist eine brasilianische Psychoanalytikerin, Autorin, Gelegenheitskuratorin (wenn sich ihre Vorstellungen auf diese Weise am besten umsetzen lassen) und Professorin an der Päpstlichen Katholischen Universität von São Paolo (seit 1979) und Gastprofessorin am Interdisziplinären Masterstudiengang für Theater und Performance an der Nationaluniversität von Kolumbien (seit 2013). Auf Deutsch sind von ihr die Bücher Zombie Anthropophagie. Zur neoliberalen Subjektivität (Turia + Kant, 2018) und “Archivmanie” (HatjeCantz / Documenta 13, 2011) erschienen. Ein gemeinsam mit Félix Guattari entstandenes Buch erschien 1986 auf Portugiesisch und wurde unter dem Titel “Molecular Revolution in Brazil” (Semiotext(e), 2006) ins Englische übersetzt. Zuletzt erschien von ihr Spheres of insurrection (N-1, 2018), außerdem wird 2021 “Notes to decolonize the unconscious” erscheinen. Zu dem Werk der brasilianischen Künstlerin Lygia Clark hat sie unter dem Titel “Archive for a work-event” 65 Filminterviews geschaffen.
Eine Veranstaltungssreihe des HAU Hebbel am Ufer. Gefördert durch: Bündnis internationaler Produktionshäuser aus Mitteln der Beauftragen der Bundesregieung für Kultur und Medien.