“The Lynching Song” ist zu einem zentralen Bestandteil von M. Lamars Praxis geworden. Inspiriert von der Arbeit des Schwarzen Theologen James H. Cone, der das christliche Kreuz mit dem Lynchbaum als moderne Form der Kreuzigung zusammenbrachte, bemüht sich Lamar um eine Praxis des Gedenkens, Lobpreisens und Opferns. Wie beim rituellen Singen von Hymnen hofft der Künstler durch die kontinuierliche Aufführung dieser Lieder auf eine tiefgreifende spirituelle und moralische Transformation.
“Ich habe diese ‘lynching songs’, die ich schreibe, immer als eine Fortsetzung des afroamerikanischen Spirituals gesehen. Mit diesen Liedern haben wir die tiefe Verbindung zu unserer eigenen Menschlichkeit aufrechterhalten, aber auch zu denen, die uns versklavt und unterdrückt haben”, sagt Lamar über die neue Version der Stücke in den Berliner Konzerten. “In diesen Liedern gibt es niemals einen Durst nach Rache oder gar Wut. Es gibt nur Liebe und die Sehnsucht, frei zu sein, auch wenn Freiheit den Tod bedeutet.”
Die Veranstaltung fand am 10. Oktober im Kleinen Wasserspeicher statt. Für 3hd TV und HAU4 hat M. Lamar eine Online-Version seines Konzertes entwickelt.
M. Lamar ist ein Komponist, der in den Bereichen Oper, Metal, Performance, Video, Skulptur und Installation arbeitet, um weitläufige Erzählungen über radikale Entwicklungen zu schaffen. Lamar hat einen BFA-Abschluss vom San Francisco Art Institute und besuchte die Yale School of Art im Fachbereich Bildhauerei, bevor er sein Studium abbrach, um sich der Musik zu widmen. Lamars Arbeiten wurden international ausgestellt, zuletzt unter anderem in der Wellcome Collection in London, im The Cloisters im Metropolitan Museum Of Art, im Funkhaus Berlin, in The Kitchen, im MoMa PS1, im New Museum in New York, im African American Art & Culture Complex in San Francisco, in den Walter und McBean Galleries und in Human Resources in Los Angeles sowie im Södra Teatern und WWDIS Fest in Stockholm und im Kopenhagener Warehouse9. Lamar studiert weiterhin klassische und Belcanto-Technik bei Ira Siff und ist Empfänger eines Jerome Fund Grant for New Music (JFund), eines NYFA Fellowship in Music and Sound sowie von Stipendien der Rema Hort Mann Foundation, der Harpo Foundation und des Franklin Furnace Fund.