Bilder von Gewalt

  • Dialog

Das HAU zeigt zwei Filme des kürzlich verstorbenen Künstlers Harun Farocki, dessen Arbeit für den thematischen Zusammenhang der “Waffenlounge” von grundlegender Bedeutung ist. Im Anschluss spre­chen Filmregisseurin Christine Cynn, der Bildende Künstler Rabih Mroué und Medientheoretiker Volker Pantenburg mit Rimini Protokoll über Dokumentarismus und Darstellbarkeit von Gewalt. Die Beteiligten stellen Beispiele aus ihren Arbeiten vor. So zeigt Christine Cynn, Ko- Regisseurin von “The Act of Killing“ Ausschnitte aus “The Space Between" einer Dokumentation, die sie während der Proben von “Situation Rooms“ gedreht hat und welche zur Zeit fertig gestellt wird.

Filme von Harun Farocki 18.12. / 18:00 / HAU1 / Eintritt frei

Erkennen und Verfolgen (D 2003)

Regie, Buch: Harun Farocki

Länge: 58 Min.
 

Schon im Deutschland von 1942 gelang es, einer Fernlenkwaffe eine Fernsehkamera einzubauen. Diese Fernsehbombe kam nicht mehr zum Einsatz. Erst 1991, aus dem Krieg der Alliierten gegen den Irak, gab es öffentlich Bilder zu sehen, die von Kameras in der Spitze des Projektils aufgenommen waren. Von filmenden Bomben, von Selbstmord-Kameras, die sich ins Ziel stürzten. Meist Bilder von militärischen Anlagen, auch von zivilen Brücken, die aber leer dalagen. Es gab keine Menschen zu sehen. Es ist bezeugt, dass in diesem Krieg viele Menschen starben und auch, dass Menschen im Zielgebiet der Kamera-Bomben zu sehen waren, die aber wurden nicht verbreitet. Kriegsführung und Kriegsberichterstattung fielen zusammen. Solche Bilder werden militärisch erzeugt und ebenso kontrolliert. Man baut den Projektilen Kameras ein, um sie aus der Distanz steuern zu können. Es gilt, das gegnerische Feuer zu vermeiden. Damit wird der Gegner entrückt. Der heutige, hochtechnische Krieg rechnet nicht auf den Menschen, nimmt die menschlichen Opfer höchstens billigend in Kauf. (Harun Farocki)
 

Kamera: Ingo Kratisch, Rosa Mercedes

Recherche, Regieassistenz: Matthias Rajmann

Ton: Louis van Rouki

Schnitt: Max Reimann

Mitarbeit: Michael Baute, Kilian Hirt,Mike Jarmon, Ondine Rarey

Sprecherin: Margarita Broich

Redaktion: Inge Classen

Produktion:Harun Farocki Filmproduktion, Berlin, in Zusammenarbeit mit ZDF/3sat, 2003

Format: Video, Farbe


Gegen-Musik (D/F 2004)

Zwei-Kanal-Installation

23 Min.,Video, Farbe, S/W
 

Die Stadt ist heute ebenso rationalisiert und geregelt wie ein Produktions-Prozess. Die Bilder, die heute den Tag der Stadt bestimmen, sind operative, oder Kontrollbilder. Repräsentationen zur Regelung des Verkehrs, mit Auto, Eisenbahn, Metro, Repräsentationen zur Bestimmung der Höhen, auf denen die Transmitter der Funktelefon-Netze aufgestellt werden, zum Erkennen der Löcher in den Funknetzen. Bilder aus Thermo-Kameras, mit denen der Wärmeverlust der Häuser untersucht wird. Und digitale Nachbildungen der Stadt, dargestellt mit weniger Haus- oder Dachformen, als im 19 Jh. zur Anwendung kamen, als die geplanten Industrie-Städte errichtet wurden, so auch die Agglomeration Lille. Trotz der Boulevards, der Promenaden, Marktplätze, Arkaden und Kirchen sind diese Städte schon Wohn- und Arbeitsmaschinen. Auch ich will also ein "Remake" der Stadtfilme, allerdings mit anderen Bildern. Schon die wenige Zeit und die beschränkten Mittel gebieten, sich auf ein paar wenige, exemplarische Kapitel zu beschränken. Fragmente, oder Vorstudien. (Harun Farocki)
 

Regie, Buch: Harun Farocki

Mitarbeit: Matthias Rajmann

Kamera: Ingo Kratisch

Ton: Matthias Rajmann

Fertigung: Max Reimann

Kurator: Pascale Pronnier

Produktionsleitung: Matthias Rajmann, Olivier Rignault

Produktion: Le Fresnoy, Tourcoing, Lille 2004, capitale européenne de la culture, Délégation aux Arts

Platiques, Fonds Image / Mouvement Centre National de la Cinèmatographie, Fonds DICREAM

 

Termine

Vergangen
Do 18.12.2014, 18:00 / HAU1

Credits

Präsentiert im Kontext von House on Fire mit Unterstützung des Kulturprogramms der Europäischen Union.

Spielorte

HAU1
Stresemannstraße 29, 10963 Berlin

Zwei markierte Parkplätze vor dem Haus vorhanden. Zugang zum Parkett über separaten Eingang mit Lift möglich. Barrierefreie Sanitäranlagen vorhanden. Tickets für Rollstuhlfahrer*innen und Begleitpersonen sind über das Ticketingsystem buchbar. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an unser Ticketing- & Service-Team unter +49 (0)30 259004-27 oder per E-Mail an
tickets@hebbel-am-ufer.de.

HAU3000 / Positionen, Projekte, Publikationen

Wir, das Ungarn des Westens

Text von Paul B. Preciado

Paul Preciado beobachtet, wie innerhalb europäischer demokratischer Institutionen zunehmend neofaschistische Laboratorien entstehen ...