Ein Gespenst geht um in Europa – das Gespenst des Kolonialismus. Alle Mächte des alten Europa, dazu das Osmanische Reich und die Vereinigten Staaten, haben sich in Berlin versammelt, um Afrika unter sich aufzuteilen. Auf Einladung Otto von Bismarcks fand 1884/85 im Reichskanzlerpalais die sogenannte “Kongokonferenz” statt. Hier wurden willkürlich Grenzen durch den afrikanischen Kontinent gezogen, die größtenteils bis heute bestehen und immer wieder zu Konflikten führen. Dieses Datum markiert gleichzeitig den Beginn der dreißigjährigen deutschen Kolonialherrschaft in den Gebieten des heutigen Togo, Kamerun, Namibia, Tansania, Burundi und Ruanda: Verschleppung von Menschen, Landraub, Ausplünderung von Ressourcen, Zwangsarbeit, Krieg und Genozid waren die Folge. Das Berliner Kollektiv andcompany&Co. geht dieser Geschichte nach, lokalisiert ihre Präsenz im heutigen Berlin und verwebt die Ergebnisse zu einer rasanten Performance. Die Akteure begeben sich auf die Suche nach den Geistern des Kolonialismus: Eine Schrebergartensiedlung, mehrere Straßenzüge, ja ein ganzes Stadtviertel und eine bekannte Supermarktkette werden auch heute noch, fast hundert Jahre nach dem offiziellen Ende der deutschen Schreckensherrschaft, von ihnen heimgesucht. Eine U-Bahn-Station in der Nähe des ehemaligen Reichskanzlerpalais scheint das Tor zur Unterwelt zu sein: Fürst Bismarck, der in Friedrichsruh keine letzte Ruhe fand, geht dort als “weißer Mann” um. Weißer Mann, was nun?
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Produktion: andcompany&Co. Koproduktion: HAU Hebbel am Ufer, deSingel (Antwerpen), FFT (Düsseldorf), Ringlokschuppen (Mülheim), Theater im Pumpenhaus (Münster). Gefördert aus Mitteln des Hauptstadtkulturfonds, durch den Regierenden Bürgermeister von Berlin – Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten und die Kunststiftung NRW.