Zwei sehr unkonventionelle Künstlerkollektive haben sich zusammengetan, um die Performanz des Privaten öffentlich zu inszenieren. Es geht ihnen darum, zu zeigen, wie stark die Grenzen zwischen dem öffentlichen Raum und dem Intimen mittlerweile verwischt sind – und dass diese Entwicklung nicht mehr rückgängig zu machen ist. Kürzlich ließ Mark Zuckerberg, Gründer des sozialen Netzwerks Facebook, verlauten, dass das Private längst nicht mehr die soziale Norm darstelle. Seine Aussage erscheint fast verwunderlich, wenn man bedenkt, dass Künstler:innen noch vor nicht allzu langer Zeit ihre Zuschauer:innen provozieren und schockieren konnten, indem sie ihre dreckigen Bettlaken oder benutzten Zigarettenstummel für ihre Kunst nutzten, die Geburt ihrer Kinder filmten oder intime Sexszenen öffentlich ausstellten. Diese künstlerische Ära scheint heute, in einer Zeit in der jede:r seine dreckige Wäsche öffentlich wäscht und aushängt, endgültig ein Ende gefunden zu haben.
Die Arbeit der zwei Künstler:innen Ward Weemhoff und Wine Dierickx, die nicht nur auf der Bühne ein Paar sind, führt uns an die Grenzen der Scham und des Intimen. Gleichzeitig diskutiert sie jedoch auch den Reiz und die Nützlichkeit des Geheimen und Maskierten. “Privacy” wird als Striptease persönlicher Geständnisse inszeniert. Es konfrontiert uns mit unseren ethischen Einstellungen, unserer nostalgischen Sehnsucht nach echter Erotik und nicht zuletzt unserer wahrlich post-privaten Pornografie.
Produktion: De Warme Winkel, Wunderbaum, HAU Hebbel am Ufer. Koprodukion: Holland Festival. House on Fire mit Unterstützung des Kulturprogramms der Europäischen Union.
Gefördert aus Mitteln des Hauptstadtkulturfonds.