Foto (c) Nurah Farahat
Die Welt nähert sich ihrem Ende, Jahrzehnte nach dem Dritten Weltkrieg, dessen nukleare Überreste die Erde verseuchen. Die bisherige Weltordnung ist kollabiert, die großen politischen Systeme sind nach jahrelanger Gewalt zusammengebrochen. Es scheint nur eine Lösung zu geben: Die weltweite politische Macht muss neu verteilt und eine neue Ordnung geschaffen werden, um zu retten, was noch zu retten ist. 2065 kommt in Berlin eine Versammlung afrikanischer Wissenschaftler, Politiker und Diplomaten zusammen und verkündet diese neue Weltordnung. Die zweite “Berliner Konferenz“ begründet eine neue Phase der Kolonialisierung.
In einer Ästhetik, die zwischen politischem Gipfeltreffen, Multimediaoper und Protestveranstaltung changiert, spielt das neue Stück von Adham Hafez “2065 BC“ diese futuristische Konferenz durch, und ist gleichzeitig ein aktualisiertes Re-Enactment der berüchtigten “Berliner Konferenz“ von 1884 unter der Leitung Bismarcks. 130 Jahre später widmet sich die Produktion dieser Konferenz als jenem geschichtlichen Moment, in dem Afrika aufgeteilt und der Kolonialismus zementiert wurde. Die beteiligten Künstler erkunden die Auswirkungen des Geschehenen in der heutigen Welt und fragen sich, ob unsere Realität eine postkoloniale, eine parakoloniale oder eine ganz andere ist. Nicht zuletzt wird auch die Frage nach der Kunst aufgeworfen: Welche Gestalt sollte diese in Zeiten historischer Umwälzungen annehmen – und auf die Seite welchen ästhetischen Kanons schlägt sie sich? Sollen wir uns noch am Ende aller Zeiten weiterhin einer eurozentrischen Weltsicht unterwerfen?
Die Inszenierung konfrontiert das Publikum mit komplexen Fragen und beschäftigt sich mit den finsteren, humorvollen und politischen Seiten einer Ethik der Besatzung. “2065 BC“ ist das Resultat einer zweijährigen Forschungsarbeit zur Politik und Ästhetik in Kairo, Berlin und New York und wurde gemeinsam von der Adham Hafez Company und der Plattform HaRaKa entwickelt. Die Ergebnisse der Recherche werden in Form eines Performance-Triptychons sowie mehrerer Publikationen präsentiert.
Basierend auf kollektiver Recherche und Dramaturgie, historischen Dokumenten und fiktionalen Konstrukten.