Schon lange hegen die Deutschen ein Faible für Griechenland. Wo Goethe Iphigenie “das Land der Griechen mit der Seele suchend” klagen lässt, will Schiller in Deutschland das “neue Griechenland der Zukunft” errichten. In den 1820er-Jahren zieht es Tausende deutscher Freiwilliger nach Griechenland, um für die Sache der Hellenen zu kämpfen. Man organisiert sich in Vereinen und sammelt Millionen für die griechische Revolution. Andere, wie etwa Fürst Pückler und später der moderne Tourist, pilgern in Persona zur Wiege der Demokratie. Heute stehen Kos und Lesbos nicht mehr für Tourismus, sondern sind erste Anlaufstation für Flüchtlinge auf europäischem Territorium. Verschuldung, Grexit, Milliardenkredite – das sind die Schlagworte. Die Kriegsverbrechen der Wehrmacht in Griechenland werden in Deutschland gerne verschwiegen. Die unzähligen Toten bei Massakern und militärischen Aktionen spielen kaum eine Rolle. Der Soldat Erhart Kästner ist damals vor Ort. Er hat den Auftrag, Griechenlandbücher für die Wehrmacht zu schreiben. Es entsteht ein Wanderführer über Kreta, der bis in die 1970er-Jahre Kult ist für jede:n deutsche:n Kretatourist:in.
“GRAECOMANIA 200 years” von Hans-Werner Kroesinger und Regine Dura beschäftigt sich mit Geld, Zahlungsflüssen, der deutsch-griechischen Geschichte und attischer Demokratie. Was haben die Taten des Herakles mit dem IWF zu tun?
Produktion: Hans- Werner Kroesinger. Koproduktion: HAU Hebbel am Ufer. Gefördert durch den Regierenden Bürgermeister Berlin – Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten.