In ihrem Solo setzt Isabelle Schad die Erforschung von Bewegungen fort, die ein Ausdruck von musikalischen Konzepten sind. Schad kam über die Musik zum Tanz: sie schaut auf eine langjährige Auseinandersetzung mit der Polyphonie J.S. Bachs zurück; auf ihre Geschichte(n) und die Herkunft ihrer Bewegung zwischen Disziplin und Freiheit. Das Medium, das ihr am nächsten liegt, ist der Körper in seiner Materialität und Zeitlichkeit.
Der Begriff der Fuge (lat. fuga bezieht sich auf fugere ‘fliehen’ und fugare ‘jagen’) vereinigt zwei antagonistische Prinzipien in einer einzigen Organisationsform. Er dient ihr als Analogie für den Körper in Formen des Trainierens, in denen Prinzipien von Jagen und Fliehen, Geben und Empfangen, Leere und Fülle eins werden, sowohl im Körper, als auch in der Bewegung, wie im Geist und im Selbst.
Schad beginnt zu erzählen und zu zeigen. Nach und nach wird das Stück zur Fuge, zur Form innerhalb der Form, in der sich Fuge in Fuge fügt. Schad nutzt die Kompositionsprinzipien der Wiederholung und Zeitverschiebung und lotet die Vielfalt und Gleichzeitigkeit der Rhythmen, Linien, Stimmen in ein und demselben Körper aus. Schad, die sich seit Jahren mit dem bildenden Künstler Laurent Goldring austauscht, geht nun weiter mit ihren Fragen um die Sichtbarkeit nicht-repräsentativer Bewegungen: Wie kann das Üben selbst zum Bild werden? Wie kann Energie zum Bild werden?
“Fugen” ist eine autobiographische Arbeit, in welcher der Körper exemplarisch die Konstruktion des Individuums als Teil von Systemen, Erziehung und Disziplinen aufzeigt.
Die Stücke “Fugen” und “Solo für Lea” sind Teil einer Reihe von Arbeiten, die Isabelle Schad als Portraits untertitelt und werden als Wiederaufnahmen im Rahmen von “Double Bill” am selben Wochenende am HAU und in den Sophiensælen zu sehen sein.