In der Weite des Meeres, der Unendlichkeit des Universums sind wir nicht mehr und nicht weniger als Sternstaub im Nichts. Fliehkraft, Gravitation und Durchlässigkeit, ständiger Wandel und geordnetes Chaos – in ihrer neuen Arbeit beschäftigt sich die Tänzerin und Choreografin Jasmin İhraç gemeinsam mit den Tänzern David Mendez, Abel Navarro und der Musikerin RENU mit der Frage nach potenziell unendlichen Bewegungen. Wie artikulieren sich Bewegungsprozesse, die einen Anfang aber kein Ende haben, die sich wiederholen oder periodisch sind?
Die Tänzer:innen mäandern durch verschiedene Aggregatzustände, zitieren gestenhaft Tanzsprachen, verkannte Pionier:innen und ausgestorbene Organismen der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Sie gleiten, scheinbar der Schwerkraft enthoben, über spiegelnde Landschaften und fügen sich ein in wechselnde Gravitationsfelder und Soundlandschaften, die, getragen von Tabla, Cajón und Buchla, Rhythmen des Zirkulären generieren.
“liú” war ursprünglich als Tanzpremiere auf der HAU2-Bühne geplant. Aufgrund der derzeitigen Situation ist es dem HAU und der Künstlerin nicht möglich, diese Arbeit live zu präsentieren. Stattdessen ist eine filmische Dokumentation derselben entstanden.
*Das chinesische Zeichen 流 “liú” steht für das kontinuierliche Fließen des Wassers, das In-Bewegung-Sein der Dinge, den Strom und Kreislauf über den alles miteinander verbunden ist. Es bezieht sich auf Prozesse in der Natur und das menschliche Leben.