Irgendwo in der sogenannten entwickelten Welt, in einer nicht allzu fernen Zukunft: Die globalen Probleme, die die Menschheit über Jahrhunderte in Atem gehalten haben, sind weder gelöst noch vollends eskaliert. Eigentlich ist alles ganz so wie zu Beginn des 21. Jahrhunderts, nur sehr viel schneller, härter, intensiver, sehr viel MEHR. Der Mensch ist nicht mehr Herr im eigenen Haus, sondern ein Knoten im Netzwerk der Ströme: Datenströme, Warenströme, Bewusstseinsströme, Virus, Krise, Euphorie. Alles ist in allem und alles gleich nah dran. Die Ströme durchziehen den Menschen auf allen Ebenen: den Körper, die Gefühle, die Gedanken, den Willen. Er ist zugleich Ding, Tier, Kind, Maschine und Maschinist, nur irgendwie eines nicht so richtig: ein Mensch.
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In "DrawnOnward" befragt der Tänzer und Choreograf Jeremy Wade die Rolle des Menschen in einer mehr-als-menschlichen Welt – einer Welt, die mit den Begriffen des modernen Humanismus nicht mehr zu beschreiben ist. Mit den Methoden der queeren Science-Fiction und einem Team, bestehend aus der Choreografin Juli Reinartz, dem Musiker Marc Lohr, Autor John-Erik Jordan, Kostümbildner Grzegorz Matlag und Dramaturgen Maximilian Haas, generiert er neue Welten mit keinem geringeren Ziel, als die Gegenwart umzuprogrammieren.
Der Inszenierung DrawnOnward ging die öffentliche Lesegruppe Moi Machine Moi zu theoretischen Positionen der queeren Science-Fiction voraus. Die von Jeremy Wade und Kerstin Stakemeier geleitete Veranstaltungsreihe fand im Frühjahr 2015 am HAU Hebbel am Ufer statt und setzte sich mit Texten von Donna Haraway, Karen Barad, Deleuze/Guattari, Gilbert Simondon, Alex Galloway, N. Katherine Hayles u. a. auseinander.