Animistische Glaubensvorstellungen sind im Kongo weit verbreitet, werden allerdings tabuisiert oder sogar verboten und können daher nur im Verborgenen ausgelebt werden. “Nkisi” – ein Lingala-Wort, aus der Muttersprache von Jolie Ngemi – trägt Bedeutungen wie Heilmittel, Hexerei oder Medizin in sich, kann aber auch einen heiligen Fetisch bezeichnen. Da ein großer Teil der Bevölkerung in Armut lebt, wird jeder Erfolg in Frage gestellt. Es heißt, dass die*derjenige, die*der Erfolg hat, den Nkisi berührt, Hexerei angewendet und mystische Geister angerufen haben muss. Jolie selbst, die durch ihre Tanzkarriere in Europa ein Beispiel für den Erfolg im Kongo ist, wurde auf diese Weise beurteilt: Es wird behauptet, sie sei eine Hexe, die den Nkisi berührt haben müsse. Vor der Kolonialisierung Kinshashas wurden vor allem solche Frauen als Nkisi bezeichnet, die von Königen gebeten wurden, magische Rituale durchzuführen, um Katastrophen abzuwenden. Die Tänzerin, Choreografin und Musikerin Jolie Ngemi stellt das traditionelle Nkisi-Wissen ins Zentrum ihrer Solo-Performance und entfacht die Flamme seiner Heilkraft neu. “Nkisi” entführt das Publikum in eine Welt von Superheldinnenkräfte, in der es sich wie bei einem Tagtraum völlig fallen lassen kann, wo die physische und die psychische Welt aufeinanderprallen. Was ist von diesen Praktiken geblieben? Können ihnen in der gegenwärtigen, von Krisen geschüttelten, Welt wieder Wirkmacht zugeschrieben werden? Und wer könnten diese mächtigen Nkisi-Frauen heute sein, diese Vermittlerinnen okkulter Kräfte, die einst die geheimen Beraterinnen von Königen waren?