Aus gesundheitlichen Gründen musste Jean-Luc Nancy seine Teilnahme an der Debatte leider absagen.
Als Begleitveranstaltung zu Laurent Chétouanes Tanzstück "KHAOS" findet am 13. November vor der Vorstellung eine Debatte statt:
Für einen kurzen historischen Moment ruhten Hoffnungen auf dem Chaos. Die 1980er Jahre sind die Gründungszeit der “Chaostage“ und des “Chaos Computer Clubs“. Punks und Hacker glaubten an die Freiheit stiftende Kraft der Unordnung, während Polizei, Innenministerien oder Massenmedien die Chaoten in die Schranken zu weisen versuchten.
Was auf den ersten Blick nicht zu sehen war: Nicht nur der Hacker-Club, auch die Chaostage hatten mit ihrer Institutionalisierung bereits Formen deutscher Vereinsstrukturen angenommen. Und umgekehrt: Der bürgerlichen Gesellschaft selbst haftet seit ihrer Entstehung etwas zutiefst Chaotisches an. Die “ununterbrochene Erschütterung“ aller gesellschaftlichen Zustände, die “fortwährende Umwälzung“ der Produktionsverhältnisse“ sind prägende Kennzeichen der bourgeoisen Epoche, so diagnostiziert zumindest das “Kommunistische Manifest“: “ewige Unsicherheit und Bewegung“.
Heute geht es darum, das Chaos als gegebene Größe zu nehmen – es in seiner Bedrohlichkeit zu akzeptieren und ihm, so gut es geht, Produktives abzuringen. Folgt man den Überlegungen, die Gilles Deleuze und Félix Guattari in ihrem letzten gemeinsamen Buch anstellten, sind die drei Disziplinen Philosophie, Wissenschaft und Kunst in der Lage, “Ebenen“ durch das Chaos zu ziehen. Ohne die verklärende Vorstellung von freiheitlichem Punk und repressiver Ordnung, ohne die wirklichkeitsfremde Verleugnung der Haltlosigkeit kapitalistischen Wirtschaftens ziehen Philosophie, Wissenschaft und Kunst ins gegnerische Chaos – um ihm Begriffe, Formeln oder Kompositionen abzutrotzen. “Chaosmos“ ist das Wort, das Deleuze und Guattari für die Ergebnisse dieses Kampfes erfinden, ein Wort, in dem sich das überlieferte Gegensatzpaar Chaos/Kosmos ineinander verstrickt.
Wie aber lässt sich die Arbeit von Philosophie, Wissenschaft und Kunst als “Chaoiden“ genauer denken? Wie vollzieht sie sich konkret? Auf die Suche nach Ebenen im Chaos begeben sich Gabriele Brandstetter, Marcus Steinweg und Joseph Vogl.
Präsentiert im Rahmen von House on Fire mit Unterstützung des Kulturprogramms der Europäischen Union.
Zwei markierte Parkplätze vor dem Haus vorhanden. Barrierefreie Sanitäranlagen vorhanden. Es stehen vier Relaxed Seats in der ersten Reihe des HAU2 zur Verfügung. Auch Tickets für Rollstuhlfahrer*innen und Begleitpersonen sind über das Ticketingsystem buchbar. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an unser Ticketing- & Service-Team unter +49 (0)30 259004-27 oder per E-Mail an
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