Prometheus stahl den Göttern das Feuer, ein mächtiges Werkzeug, das diese für sich behalten wollten. Zornig verbannten sie ihn an einen Felsen im Kaukasus. Anonymous P. stahl den Mächtigen Daten, eine gewaltige Ressource, die diese nicht teilen wollen. Zornig verbannten sie ihn in eine Transitzone bei Moskau, eine Botschaft in London, ein Militärgefängnis in Fort Meade. Von den Menschen vergessen, für deren Unabhängigkeit er die Regeln brach, zerfleischen die Adler seine Leber. Doch jede Nacht wächst die Leber, wachsen die Daten unerbittlich nach.
"Anonymous P." – teils Performance, teils Game, teils Hackerspace – thematisiert die großen Fiktionen der Gegenwart: Freiheit und Privatsphäre. Historisch informiert und peinlich unterhaltsam sondiert das Team aus Künstlern und IT-Spezialisten den digitalen Schatten, den das Publikum jeden Abend neu kreiert. Schnell wird deutlich: Angesichts intelligenter Straßenlaternen, 3D-Gesichtserkennungssoftware, lernenden Algorithmen und besten Verbindungen zwischen Geheimdiensten und kommerziellen Unternehmen benötigen wir heute die Skills von morgen und die Frisuren von gestern. Neue Zeiten brauchen neue Helden. Wenn sich mit Hilfe digitaler Technologien die totale Transparenz realisieren lässt, kann P.'s Gabe an die Menschen nurmehr die Anonymität sein – Dunkelheit ist das neue Licht.
Produktion: Chris Kondek & Christiane Kühl. Koproduktion Festspiele Zürich, Gessnerallee Zürich, Künstlerhaus Mousonturm (Frankfurt), Ringlokschuppen Ruhr, Staatstheater Darmstadt. Unterstützt durch: Stadt Zürich Kultur. Präsentiert im Kontext von House on Fire mit Unterstützung des Kulturprogramms der Europäischen Union.