Die Kunst der Drohne

  • Dialog
Englisch /  ca. 90 min

Drohnen werden oft als ‘seelenlose Tötungsmaschinen’ bezeichnet. Gleichzeitig nähren sie die Illusion, dass so etwas wie ein ‘sauberer Friedenseinsatz’ möglich ist. Der britische Geograf Derek Gregory spricht über mediale Repräsentationen, veränderte Kriege und über Drohnen im künstlerischen Kontext. 
Angry eyes

Am frühen Morgen des 21. Februars 2010 wurden US-Spezialeinsatzkräfte und Soldaten der afghanischen Armee per Hubschrauber zu dem Dorf Khod in der Provinz Urusgan, Afghanistan, geflogen, wo sie eine Fertigungsanlage für unkonventionelle Sprengvorrichtungen aufspüren sollten. Vor Ort entdeckten sie in einiger Entfernung die Scheinwerfer von drei Fahrzeugen. Eine Predator-Drohne überwachte deren Bewegungen, die entsprechenden Aufnahmen gingen an die Drohnenmannschaft auf der Creech Air Force Base in Nevada. Bei den Verantwortlichen wuchs die Überzeugung, es mit Taliban zu tun zu haben, die einen Anschlag auf die Spezialeinsatzkräfte planten. Da die Drohne nur noch über eine Rakete verfügte, erhielten zwei Kampfhubschrauber den Einsatzbefehl. Als sich der Rauch legte, wurde klar, was für einen furchtbaren Fehler man begangen hatte: Unter den Opfern befanden sich auch Frauen und Kinder. Wie die folgende Untersuchung durch die US-Armee enthüllte, wurden mindestens 15 unschuldige Zivilisten getötet und weitere 12 schwer verletzt; es waren keine Taliban unter den Angegriffenen. Vorwürfe gegen die Predator-Mannschaft wurden laut, etwa der einer „Top Gun“-Mentalität. Wenn man sich jedoch die 2000 Seiten des Berichts noch einmal vornimmt, so erscheint alles sehr viel komplizierter als in der Standardkritik an unbemannten Kampfeinsätzen, und man wird mit einer Reihe schwieriger Fragen zum militarisierten Blick und der Kriegsführung in der Spätmoderne konfrontiert.

Derek Gregory

Derek Gregory wurde bereits vielfach ausgezeichnet und ist Peter Wall Distinguished Professor für Politische Geografie an der University of British Columbia in Vancouver. Schwerpunkt seiner Forschungsarbeit sind die Geschichte und Geografie des modernen Krieges von 1914 bis 2014; augenblicklich arbeitet er an den Büchern War material und The everywhere war. Sein aktuelles Forschungsprojekt beschäftigt sich mit der Evakuierung von Opfern in Kriegsgebieten. Er hat in Cambridge studiert, ist Ehrendoktor der Universitäten Heidelberg und Roskilde und erhielt 2006 die Founder’s Medal der Royal Geographical Society. Seinen Blog findet man unter www.geographicalimaginations.com.

Martin Gak

Martin Gak wuchs in Buenos Aires auf und lebte knapp 20 Jahre in den USA, wo er an der New School for Social Research, New York, seinen Doktor in Philosophie machte. Thema seiner Dissertation war eine ethische Geschichte der Idee der Unendlichkeit. Seine Veröffentlichungen zu Fragen der Ethik, der Metaphysik, der Religion und der Politik finden sich gleichermaßen in akademischen wie nicht akademischen Publikationen. In seiner Forschung der letzten fünf Jahre beschäftigte er sich mit einer Ethik der digitalen Medien und der digitalen Öffentlichkeit; der Schwerpunkt lag dabei auf Fragen des Wissens und der Durchsetzung von Meinungen im Internet. Gak leitet den Berliner Thinktank Kosmopolitica.org zur Ethik des öffentlichen Lebens und der öffentlichen Ordnung und ist seit 15 Jahren als Berater in verschiedenen Bereichen der Politik, der Wirtschaft und der Kultur tätig.

Team

Arbeit von: Derek Gregory

Termine

Vergangen
Do 11.12.2014, 20:00 / HAU1

Credits

Präsentiert im Kontext von House on Fire mit Unterstützung des Kulturprogramms der Europäischen Union.

Spielorte

HAU1
Stresemannstraße 29, 10963 Berlin

Zwei markierte Parkplätze vor dem Haus vorhanden. Zugang zum Parkett über separaten Eingang mit Lift möglich. Barrierefreie Sanitäranlagen vorhanden. Tickets für Rollstuhlfahrer*innen und Begleitpersonen sind über das Ticketingsystem buchbar. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an unser Ticketing- & Service-Team unter +49 (0)30 259004-27 oder per E-Mail an
tickets@hebbel-am-ufer.de.

HAU3000 / Positionen, Projekte, Publikationen

Wir, das Ungarn des Westens

Text von Paul B. Preciado

Paul Preciado beobachtet, wie innerhalb europäischer demokratischer Institutionen zunehmend neofaschistische Laboratorien entstehen ...