Beethoven scheint sich in seinem letzten Streichquartett Op. 131 von seinem gesamten Werk zu verabschieden. Alle musikalischen Formen, die er bis dahin kreiert hatte, sind in autonome Teile zerlegt und können am Ende des Stückes durch keine kompositorische Logik mehr zusammengehalten werden. Es bleiben Reste – Ruinen einer Musik – die einst modellhaft für das westliche Denken standen. Was traurig wirken könnte, klingt bei Beethoven überaus vital und lebendig, denn er weiß, dass die Kraft zur Erneuerung nur im Zusammenspiel mit dem vom Todestrieb gegebenen Rhythmus gefunden werden kann. Vielleicht geht es auch heute darum: die Kraft zu finden, das Ende unserer Lebensweisen zu akzeptieren, es sogar selbst herbeizuführen, damit nach dem Abschied Neues entstehen kann.
In “Op. 131 : End/Dance” sucht der Tänzer Léonard Engel danach in der Konfrontation mit dem Beethovenschen Gestus, um im Ende des Tanzes einen möglichen Anfang zu finden: alleine, aber unterstützt und inspiriert von der live gespielten Musik, transformiert er seine subjektive Lust an der Zerlegung in einen choreografischen Prozess, der den ganzen Körper als uneinholbaren triebhaften Rest präsentiert, und sich jenseits einer direkten Interpretation empfinden und lesen lässt. Ohne Sinn: Ein leidenschaftliches Denken mit dem Körper, das dann nur noch die Schönheit der Geste zulässt. Endlich. Endlos.