Nach "Crash Landing" und "Auf den Tisch!" startet Meg Stuart nun in enger Zusammenarbeit mit Maria F. Scaroni und Berliner Künstler:innen eine neue Improvisationsreihe. Eine Woche lang kommen die Akteure zusammen und laden die Zuschauer:innen allabendlich ein, Zeuge Ihrer Begegnung zu werden (einmal mehr "das Traumbild einer kraftvollen ungläubigen Heteroglossie").
Die Beteiligten sehen das Theater als historischen Versammlungsort, in dem sich Ideen, Allianzen und Meinungsverschiedenheiten entfalten. Es geh tnicht um Geschlossenheit, sondern um eine Vielfalt improvisierter Augenblicke, in denen das Persönliche überschritten und das Wagnis der Begegnung eingegangen wird. Ziel ist nicht eine geschlossene Aufführung, vielmehr der Akt des Zusammenkommens selbst, wobei die Gesten der Anderen aufgenommen werden und das Theater zum Ort des Experiments wird, wo unerledigte Wut, Widerspruch und die Sorge füreinander Ausdruck finden. Die Teilnehmer:innen melden sich als Künstler:innen und Bürger:innen zu Wort, als dauerhafte Einwohner:innen mit temporären Visa und unsicherer Zukunft. Sie sind die Bewohner:innen dieser Stadt. Gezeigt werden die Facetten alltäglicher Existenz, die in die Möglichkeit schöpferischer Tätigkeit münden, befeuert von Abneigung, Unterwanderung oder Liebe. Es geht darum, wie man im Bann dieser Stadt sich selbst einbringen und etwas schaffen kann. Als Geschichtenerzähler:innen streben sie danach, visuelle/akustische/kinästhetische Mythen zu erschaffen und zu zerstören, um so den Knoten zu durchschlagen, zu dem sich die Vorurteile rund um Geschlecht, Alter, Improvisation, Prozess und Berlin als Heimat verdichtet haben.
Am ersten Abend von “City Lights – a continuous gathering“ öffnen sich die Türen zu einem Raum voll geballtem Wissen. Die Neurowissenschaftlerin und Psychologin Tania Singer und die Performancekünstlerin und Aktivistin Liad Hussein Kantorowicz widmen sich in Vortrag und Performance den alten, gleichwohl immer aktuellen Themen von Mitgefühl und Hass. Sie richten sich an unsere Seele und unser Herz, wenn sie sich aus der Perspektive von Neurowissenschaft und Queerness mit Mitgefühl und einer Ökonomie der Fürsorge, mit Demokratie, Terrorismus und Herrschaft befassen. Die unendliche Geschichte von Gewalt, Kampf und Überleben wirft immer wieder dieselben Fragen auf: Wie können wir unser Miteinander auf eine neue Stufe heben? Welche Gestalt nimmt unsere Sorge um 'den Anderen' an?
Produktion: HAU Hebbel am Ufer. Gefördert im Rahmen des Verbunds internationaler Produktionshäuser durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien. Mit Unterstützung von Damaged Goods.