Wie setzt sich ein Körper in Bewegung, dessen Verhältnis zu seiner Umgebung grundsätzlich instabil ist? In “Precarious Moves” setzt Michael Turinsky seine Untersuchung widerständiger choreografischer Positionierungen fort. Im Zentrum des biografischen Solos steht die Befragung sowohl ganz persönlicher, als auch drängender kollektiver Bedürfnisse und Notwendigkeiten. Die Wahrnehmung von Zeitlichkeit ist eine andere, wenn man im Rollstuhl sitz oder anders mobil ist, der Alltag muss unterschiedlich strukturiert werden. “Crip Time” ist ein Begriff, der sich darauf bezieht, und Widerstandspotential gegen herrschende Mobilitätskonzepte entwickelt. Schließlich hat Langsamkeit auch eine Qualität, die man nicht aus den Augen verlieren sollte in einer Gesellschaft, die ständig auf der Überholspur ist. Unter Einbeziehung der Erfahrung von Behinderung arbeitet Turinsky mit dem Konzept der “Crip Time” und wendet sich damit gegen den Imperativ der Integration von Behinderten oder anderen Körpern in die bestehenden hegemonialen Kulturen, wenn es um Mobilität geht. Dabei erkennt er jedoch die ambivalenten Bedürfnisse zwischen Geschwindigkeit und/oder Langsamkeit an. “Precarious Moves” entfaltet sich als eine ironische und humorvolle Performance, die die Verbindung des Körpers mit der sinnlichen Welt, durch die er sich bewegt, erforscht. Turinsky führt dem Publikum Grenzen und Begrenzungen, aber auch Möglichkeiten der Veränderung des Status Quo einfühlsam vor Augen.