In der Welt von Miet Warlops Atelier und Vorstellung befindet sich alles in ständiger Bewegung. Die Einzelteile verschmelzen im Strudel einer einzigen umfassenden Verwandlung. Figuren und Bilder aus einer Produktion tauchen in einer anderen wieder auf. Manchmal beginnen sie, ein eigenes Leben zu führen. So wanderte etwa der elegante Tisch aus “Springville” – gestärktes weißes Tischtuch, Beine in schwarzer Strumpfhose und Pumps – in ein Museum und verwandelte sich in eine eigenständige Installation. “Springville” war eine der ersten Arbeiten von Miet Warlop, die 2009 internationale Aufmerksamkeit erlangte. Darin entwickelt sich eine explosive Erzählung rund um ein bunt-rauchendes Papp-Häuschen, seine Bewohner:innen und die Nachbarschaft: Ein laufender Tisch, der nichts lieber möchte, als gedeckt zu werden, ein Mann, der den Müll rausbringen will, ein frustrierter Sicherungskasten und eine sehr lange Hose durchlaufen große und kleine Dramen mit unterschiedlichem Slapstick- und Katastrophen-Potenzial. Mit der Leichtigkeit eines Zeichentrickfilms wird die Geschichte einer chaotischen Gemeinschaft erzählt. Zwölf Jahre nach der Premiere hat Warlop mit Unterstützung des HAU die Inszenierung erneut aufgenommen – wie eine Erinnerung, der neues Leben eingehaucht werden muss, oder ein Song, von dem sie mit neuer Band eine Coverversion produziert. Die Arbeiten von Miet Warlop lassen die Grenzen zwischen Pop-Konzert und Kunst-Happening, Theater und Slapstick verschwimmen und entwickeln so einen ganz eigenen, ästhetisch-bizarren Sog.