Nyabinghi Lab präsentiert

What the Land Remembers: Racism and Environmental Injustice

  • Dialog
  • Performance
Englisch /  ca. 180 Min.

“Um eine Kartografie Schwarzer Ökologien zu erstellen, muss man sich daran erinnern, dass die Beziehung zwischen Schwarzer Subjektivität und dem mehr-als-menschlichem umstritten bleibt. Sie ist geprägt von der Geschichte kolonialer Gewalt, von immer raueren Klimabedingungen und von den Geistern enteigneter Ländereien, Leben und Lebensweisen, von den Ritualen, mit denen wir zusammen gelebt, geliebt, getötet, gegessen, verwest und geträumt haben.” – Ama Josephine Budge (Autorin, Künstlerin, Kuratorin und Genussaktivistin)

Der zweite Tag des Programms mit dem Titel “What the Land Remembers: Racism and Environmental Injustice” untersucht die imperialen Überbleibsel in der Mensch-Natur-Beziehung, insbesondere in Bezug auf Land. In der Podiumsdiskussion sowie den künstlerischen Beiträgen wird es darum gehen, wie Kolonialismus und Rassismus den Naturschutz, toxische Landschaften und den Klimawandel bis heute prägen.
 

Programm

15:30-18:00
“After The Company” – Filmprogramm von Lisabona Rahman und Ragil Huda

Gezeigt werden an diesem Tag zwei Filme, die in Indonesien spielen und fast ein halbes Jahrhundert auseinander liegen. Thematisch setzen sie sich mit “Landsploitation” (Ausbeutung des Landes) auseinander. “The Builders” aus dem Jahr 1972 verkündet die Botschaft von wirtschaftlichem Wohlstand, der nur auf Kosten der durch die Ölförderung ausgebeuteten Erde möglich wird. Darauf folgt “30 Tahun Su Lewat (30 Years Have Passed)” von 2019, ein Film, der zeigt, welches Leben die Ausbeutung durch Palmölplantagen hinterlassen hat.

“The Builders” übernimmt die koloniale Logik mitsamt ihrem Wirtschaftsmodell. Die Erzählung fügt sich in die Maschinerie eines autoritären Staates, der sich eines nationalistischen Jargons bedient, um so die Ausbeutung der Erde zu rechtfertigen. Die Filmproduktion selbst ist Teil der Bildproduktionsmaschinerie: Dahinter steht eine in Hongkong ansässige Firma, die dem neuseeländischen Regisseur Brian Brake gehört. Seine Luftaufnahmen, die stark stilisierte Bildgestaltung und das imposante Voiceover transportieren die Sprache der kolonialen Macht. Im Gegensatz dazu steht “30 Years Have Passed“. Ein Widerstandsfilm der Regissseur*innen Monaliza Upuya und Bernad Koten, der mit einfachen Mitteln gedreht wurde und sich auf ein Ziel konzentriert: den Menschen eine Stimme zu geben, die einst im Einklang mit der Erde lebten und durch das Unternehmen, das die Palmölplantagen angelegt und schließlich wieder aufgeben hat, vertrieben wurden. 

19:00-20:45
Panel mit Zina Saro-Wiwa, Peter Emorinken-Donatus und und Imeh Ituen, Moderation: Aouefa Amoussouvi

21:00-22:00
Performance von Ladji Kone “Going Green – Upside Down” (“Allant vert a l´envers”)
Die Performance thematisiert die Synergie und Nähe zwischen Mensch und Natur und denkt den Menschen als Teil der Natur. Es ist ein Projekt über natürliche Instinkte, über die Kompliz*innenschaft und Nähe von Stadtbewohner*innen mit dem städtischen Grün, mit Ritualen im Chaos und unbewusstem Ungleichgewicht ohne garantierte Bezugspunkte. Ausgehend von einem Park in Ouagadougou finden wir uns inmitten eines magischen Raums wieder, der aus dem Gleichgewicht geraten und von verschiedenen Gefahren bedroht ist. Seine unerwarteten Bewohner*innen stehen vor der Herausforderung, ihren Lebensraum zu retten, und trotz ihrer unterschiedlichen Charaktere suchen sie nach gemeinsamen Antworten. Werden die Naturgeister und mythischen Gottheiten an ihrer Seite stehen?

 

Die Beteiligten

Ragil Huda ist Kurator, Kulturpraktiker und Doktorand am Asien-Afrika Institut der Universität Hamburg. Er ist auch eine*r der Organisator*innen der internationalen Plattform und des Netzwerks “Queer” Asia in Berlin. Sein Engagement in der Community und seine akademische Arbeit konzentrieren sich insbesondere auf Queerness, Community-Building, kritische Pädagogik und die sozial-politischen Realitäten marginalisierter Gemeinschaften durch verschiedene Methoden und kollaborative kuratorische Praktiken.

Zina Saro-Wiwa ist eine multidisziplinäre Künstlerin. Ihr Interesse gilt in erster Linie dem Umweltschutz, in dessen Rahmen sie unsichtbare und spirituelle Ökologien und die Natur der Macht erforscht. Zudem beschäftigt sie sich mit Indigenität und eine neue Interpretation derselben. Sie setzt sich dafür ein, zu erforschen, wie erdgebundene Weisheiten die politische Machtdynamik herausfordern und die Kreativität fördern. Sie leitet ihre eigene gemeinnützige Mangrove Arts Foundation, die Kunst, Kultur, Lebensmittel und landwirtschaftliche Projekte einsetzt, darunter ihr Illicit Gin Institute, um das Schicksal des ölverfluchten Nigerdeltas zu verändern. Außerdem arbeitet sie an ihrem ersten Spielfilm mit dem Titel “Eucharia”.

Peter Emorinken-Donatus ist freier Journalist, Preisträger des taz-Panter-Preises 2022, Bildungsberater, Umweltaktivist und langjähriger Gegner des Shell-Konzerns. Emorinken-Donatus ist Mitinitiator und Sprecher der Bewegung Bündnis Ökozidgesetz, die sich für die Kriminalisierung von Ökoziden einsetzt, und gründete kürzlich zusammen mit einigen in Deutschland lebenden Expert*innen aus dem Globalen Süden den BIPoC-Think-Tank “Care & Repair - Decolonial Think-Tank For Environmental Justice”. Derzeit forscht er zum Thema Flucht und Vertreibung im Zusammenhang mit Umwelt und Ökozid.

Ladji Kone ist ein Künstler, Tänzer, Choreograf und Komponist. Das Tanzen entdeckte er als Autodidakt in seiner Nachbarschaft in Ouagadougou in Burkina Faso. Im Jahr 2003 begegnete er der Hip-Hop-Kultur, die seine überschäumende Energie kanalisierte, Breakdance wurde zu seinem Laboratorium für die Erforschung des Möglichen. Nach einer Ausbildung in Theater und Musik wandte er sich dem zeitgenössischen Tanz zu. Heute verfolgt Ladji seine künstlerische Forschung an der Schnittstelle der Genres: Hip-Hop, traditioneller und zeitgenössischer Tanz, Theater und bildende Kunst. In der Kompanie Ciel K hat er sein Universum mit der bildenden Künstlerin Michaela Solnická Volná zusammengeführt. Er ist Mitbegründer und künstlerischer Leiter des Collectif JUMP (Jeunesse Unie pour un Mouvement Positif) in Burkina Faso, dessen Ziel es ist, Kreativität als Faktor in Forschung und Bildung in verschiedenen Bereichen zu fördern.

Team

Kuratiert von: Anguezomo Mba Bikoro, Aouefa Amoussouvi, Saskia Köbschall / Kuratorische Assistenz: Ragil Huda / Management: Tine Elbel

Termine

Vergangen
  • Sa 25.11.2023, 15:30 / HAU2
  • Sa 25.11.2023, 19:00 / HAU2

Credits

Gefördert im Fonds TURN2 der Kulturstiftung des Bundes. Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. In Kooperation mit HAU Hebbel am Ufer, Chimurenga und Kunstraum Kreuzberg/Bethanien. Teil der Ausstellung “The Roots of Our Hands Deep as Revolt: Entangled Colonialities of the Green” im Kunstraum Kreuzberg/Bethanien (18.11.2023–14.01.2024).

Spielorte

HAU2
Hallesches Ufer 34, 10963 Berlin

Zwei markierte Parkplätze vor dem Haus vorhanden. Barrierefreie Sanitäranlagen vorhanden. Es stehen vier Relaxed Seats in der ersten Reihe des HAU2 zur Verfügung. Auch Tickets für Rollstuhlfahrer*innen und Begleitpersonen sind über das Ticketingsystem buchbar. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an unser Ticketing- & Service-Team unter +49 (0)30 259004-27 oder per E-Mail an
tickets@hebbel-am-ufer.de.

HAU3000 / Positionen, Projekte, Publikationen

Wir, das Ungarn des Westens

Text von Paul B. Preciado

Paul Preciado beobachtet, wie innerhalb europäischer demokratischer Institutionen zunehmend neofaschistische Laboratorien entstehen ...