Zwanzig Jahre nach dem Ende des Jugoslawienkriegs erhitzt der Name Aleksandra Zec immer noch die Gemüter. 1991 musste das zwölfjährige, aus einer serbischen Familie stammende Mädchen in Kroatien zusehen, wie ihr Vater vor der eigenen Haustür ermordet wurde. Daraufhin wurden sie und ihre Mutter von einer fünfköpfigen kroatischen Miliz in die Berge verschleppt und erschossen. Die Mörder mussten sich nie vor Gericht verantworten.
Oliver Frljić leitet das Kroatische Nationaltheater “Ivan Zajc” in Rijeka und ist heute einer der wichtigsten Regisseure des Landes. Er ist bekannt für seinen kritischen Blick auf die gesellschaftlichen Entwicklungen in den Ländern des ehemaligen Jugoslawiens. Die Inszenierung “Aleksandra Zec” entwirft in kraftvollen Bildern eine poetische Totenklage, die zugleich Erinnerungs- und Trauerarbeit ist. Frljić zeichnet ein berührendes wie absurdes Porträt einer Familie: Sechs Schauspieler sitzen am Tisch, sprechen über Alltägliches und scheinen bereits die bevorstehende Ermordung zu erahnen. Mit dem Gastspiel setzt das HAU Hebbel am Ufer die Zusammenarbeit mit Oliver Frljić fort. Zuletzt nahm er an einer Diskussionsrunde teil, die Peter Weiss’ Roman “Ästhetik des Widerstands” zum Ausgangspunkt hatte. Für 2016 ist zu diesem Werk eine internationale Koproduktion mit dem HAU geplant.