Im Rahmen von CTM 2016
Bahnbrechende musikalische Arbeiten mit Tonband, Elektronik und Improvisation als auch eine Vielzahl an Publikationen und theoretischen Arbeiten seit den 1960er Jahren verleihen Pauline Oliveros heute den Status einer der wichtigsten Stimmen der elektronischen Avantgarde. Ihre Kompositionen und Auftritte entwickelt sie mit elektronischen Instrumenten und Akkordeon, das sie seit früher Kindheit an spielt, oftmals in der Kombination mit dem von ihr entwickelten „Expanded Instrument System“ (EIS). Von fernöstlichen Philosophien beeinflusst reichen ihre Ideen über westliche Musiktraditionen hinaus und zeigen neue Wege für die Vorstellung und Wahrnehmung von Klang auf, insbesondere für Theorieansätze zum besseren Verständnis von klanglichem Affekt und Transzendenz. Mit ihren Überlegungen zur „Sonic Awareness“ beschreibt sie den Akt des Fokussierens der Aufmerksamkeit auf die auditiven Charakteristika einer Umgebung. Das damit verwobene Konzept des „Deep Listening“ legt nahe, dass ein konzentriertes emotionales und körperliches Einlassen auf Sound transzendentale und transformative Erfahrungen verursachen kann.
An diesem Abend wird Oliveros mit dem libanesischen Trompeter Mazen Kerbaj und der irischen Improvisationskünstlerin und Komponistin Karen Power ein improvisiertes Konzert mit ihrem Instrumen dem V-Accordion spielen. Beide weilen derzeit auf Einladung des DAAD in Berlin, an dessen Künstlerresidenzprogramm sie teilnehmen. Vor diesem Konzert wird Oliveros über die Ideen und Philosophien sprechen, die ihrer Arbeit zugrunde liegen. In einem zweiten Konzert am Mittwoch 3.2. im HAU Hebbel am Ufer (HAU1) stellt Oliveros zusammen mit der Wortkünstlerin Ione ihr neues Stück „Mountain Above / Fire Below; Now“ vor. Zudem gibt Oliveros einen „Deep Listening“ Workshop, dessen Erlös der Flüchtlingshilfe zukommen wird.
Der libanesische Gitarrist und Improvisationsmusiker Sharif Sehnaoui ist musikalischer Pionier und Aktivist. Zusammen mit Mazen Kerbaj und Raed Yassin bildet er das “A” Trio, dessen Debut-Album im Jahr 2003 als die erste Aufnahme freier improvisierte Musik im arabischen Raum gilt. Die Mitbegründung von Irtijal, dem einzigen Festival für experimentelle Musik im Libanon, war ein weiterer Akt mutiger Grenzüberschreitung im Angesicht der anhaltenden politischen Spannungen im Libanon. Für das CTM Festival entwickelt Sehnaoui zusammen mit Omar Rajeh und Malek Andary eine Sound-Tanz-Performance. Rajeh ist ein führender Choreograph im zeitgenössischen Tanz des Libanon und der Begründer von BIPOD, des größten Festivals für zeitgenössischen Tanz in der arabischen Welt. Malek Andary ist ein Tänzer, der mit seinen Interpretationen die Auffassungen von Folklore im arabischen Tanz erweitert hat. Gemeinsam entwickeln sie eine zeitgenössische Interpretation traditioneller libanesischer Schwerttänze und Dabkeh, angetrieben durch Sehnaouis industriell-orientalische Rhythmen und wirbelnde Improvisationen.
Zum Abschluss des Abends spielt der japanische Musiker Takuya Taniguchi ein Solo-Stück für Taiko-Trommeln. Den Pfad seines Meisters Eitetsu Hayashi fortsetzend, dem berühmtesten Solo-Trommler Japans und Mitbegründer der weltbekannten Ensembles Kodo und Ondekoza, schlägt Takuya Taniguchi in seiner Kunst Brücken zwischen der Tradition des Taiko und verschiedenen Einflüssen aktueller Musikkulturen.
Vom 30. Januar bis 7. Februar ist das CTM Festival erneut zu Gast im HAU Hebbel am Ufer. Das Programm des stets thematisch arbeitenden Berliner Musikfestivals entstand diesmal u.a. in Zusammenarbeit mit dem im Libanon geborenen Musiker Rabih Beaini und dem Schweizer Netzwerk Norient. Vor dem Hintergrund einer globalen Konfliktsituation, in dessen Zentrum die zunehmend radikal geführte Auseinandersetzung um Grenzziehungen und -auflösungen steht, schafft das CTM Festival 2016 mit dem Thema „New Geographies“ Räume für Musiken, die essentialistischen Kulturvorstellungen eine Absage erteilen und dazu beitragen, der Vielfalt einer zunehmend polyzentrischen, polychromatischen und hybriden (Musik-) Welt mit größerer Offenheit zu begegnen. Neben Auftragsstücken und Premieren präsentiert das Festival mehr denn je Künstler*innen aus Regionen jenseits der üblichen Hotspots.
Das komplette Festivalprogramm findet sich unter www.ctm-festival.de.
Mit freundlicher Unterstützung des Deutschen Akademischen Austauschdienstes DAAD, des Goethe-Instituts und des Auswärtige Amts.
CTM 2016 wird gefördert aus Mitteln des Hauptstadtkulturfonds, der Beauftragten des Bundes für Kultur und Medien, des Musicboard Berlin und des Programm Creative Europe der Europäischen Union. In Zusammenarbeit mit transmediale, Kulturprojekte Berlin, SHAPE und SoCCos und vielen weiteren.
Zwei markierte Parkplätze vor dem Haus vorhanden. Barrierefreie Sanitäranlagen vorhanden. Es stehen vier Relaxed Seats in der ersten Reihe des HAU2 zur Verfügung. Auch Tickets für Rollstuhlfahrer*innen und Begleitpersonen sind über das Ticketingsystem buchbar. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an unser Ticketing- & Service-Team unter +49 (0)30 259004-27 oder per E-Mail an
tickets@hebbel-am-ufer.de.