“Es gibt eine Zone des Nicht-Seins, eine höchst unfruchtbare und dürre Gegend, eine überaus nackte Rampe, von der aus eine authentische Erhebung entstehen kann.” – Frantz Fanon
Eine vermummte Figur namens La ChicaScratch begibt sich auf eine generationenübergreifende Reise, um die verborgene Geschichte ihrer Mutter, einer jungen militanten Aktivistin im Kolumbien der 1970er Jahre, aufzudecken. Dabei reflektiert sie über ihre eigene Reise: die dunklen Gründe, die sie vor zehn Jahren dazu brachten, aus Kolumbien ins politische Exil in die Niederlande zu fliehen. Pau(la) Chaves Bonillas neue Performance “House of Desaparecidxs” ist das Zeugnis von einer unter Tausenden Kolumbianer*innen, die aus dem Land flohen, um ihr Leben zu retten. Menschen, die keine andere Wahl hatten, als ihre Heimat zu verlassen, nachdem sie wegen ihrer politischen Zugehörigkeit, als sexuelle Dissident*innen, als Community-Repräsentant*innen oder weil sie Gerechtigkeit für kriminalisierte, verschwundene oder ermordete Angehörige suchten, bedroht wurden. “House of Desaparecidxs” öffnet seine Türen für diese zensierten Geschichten. Wir betreten einen utopischen Raum, in dem wir durch nicht-lineare Erinnerungen an die Gegenwart, Zukunft und Vergangenheit reisen und die Grenze zwischen dem Reich des Lebens und des Todes verschwimmt. “House of Desaparecidxs” entwickelt sich zu einer Technologie des Widerstands im Exil und findet einen Weg, den Dialog mit seinen Ursprüngen und seiner Geschichte wiederherzustellen. Eine spekulative Welt - in diesem Fall ein neonfarbenes psychedelisches Geisterhaus - materialisiert sich als ein reparativer politischer und spiritueller Akt. Der Dialog zwischen verkörperten archivierten Erinnerungen, aufgezeichneten Textnachrichten auf Whatsapp, Fragmenten von Zoom-Interviews, Manifestation von Geistern aus einer anderen Welt und Live-Zeugnissen.