Im Rahmen des Festivals “Utopische Realitäten – 100 Jahre Gegenwart mit Alexandra Kollontai”
Blatnyak oder “russische Chanson” gehört seit Jahrzehnten zu den beliebtesten Musik-Genres in Russland. Im Bus, Taxi oder Zug – wenn man nach Russland reist, sind diese Lieder unvermeidbar. Oft von musikalisch fraglichen Melodien begleitet, die Texte dieser Lieder von und über die Räuber und Betrüger, die sich außerhalb des Systems befinden, drücken eine unverwechselbare Sehnsucht nach Freiheit aus.
Aus der Seele gequetschte Hinterhoflieder, frech und schlüpfrig, versprechen diese Songs ihren Zuhörer*innen eine karnavaleske Flucht dahin, wo die Regeln des Wärters nicht mehr gelten. Denn in dem Land, in dem Kriminelle und Intellektuelle während des 20. Jahrhundert dieselbe Zelle teilten, entwickelte sich dieses Liederschreiben zu einer Geheimsprache des Protests und gab Hoffnung in aussichtslosen Situationen. Diese Sprache verstehen alle, denn Wärter stehen in Russland immer irgendwo nebenan.
Dieser Abend ist ein Versuch, einen musikalischen Bogen zu ziehen: Von Straßenliedern der Revolutionszeit, zu herzzerreißenden Lagergeständnissen und Autorenliedern der 60er, über jetzt endgültig im post-Sowjetischen Russland unter dem Überbegriff “russische Chanson“ etablierten Motiven, bis zu neueren russischen Internetphänomenen.
Eine audio-visuelle Performance von Maru Mushtrieva.
Russische Gangsterlieder – Blatnyak, aus der Seele gequetschte Hinterhoflieder mixed by Maru Mushtrieva.