Es war Januar, sie saßen in der Sonne und hatten sich soeben von der PR-Angestellten des nobelsten Kaschmirproduzenten Europas ein Theater zeigen lassen. Er hatte es ins umbrische Hinterland gebaut, weil er sich für einen Mann der Renaissance hielt, weil er an einen humanistischen Kapitalismus glaubte. Sie waren nicht sicher, ob er ein Idealist, ein Hochstapler oder einfach sehr geschäftstüchtig war. Sich selbst hielten sie ohne Zweifel für Idealisten. Sie waren fröhlich, und in diesem Moment in der Winterwärme sah alles noch nach Kunst aus, aber bald würde es Arbeit sein. Denn baut sich der Idealist die Falle nicht selbst, in die er lächelnd fällt? Ausgehend von Beobachtungen zur italienischen Renaissance, zum Stummfilm “One Week” von Buster Keaton und zum eigenen Leben fragt Schauplatz International, was Idealismus bedeutet und warum seine Vertreter komisch erscheinen, wenn sie auf die Realität treffen. Während Martin Lorenz nach mathematischen Proportionen und mit Zitaten des Renaissance-Komponisten Andrea Gabrieli die Musik macht, errichtet die in Bern und Berlin ansässige Gruppe mit einem Bausatz und Plänen von raumlaborberlin ein Denkmal für den Idealismus, die Komik und sich selbst – und führt damit die konkreteste Handlung aus, die im symbolischen Raum des Theaters überhaupt möglich scheint.
Koproduktion: HAU Hebbel am Ufer, Schlachthaus Theater Bern, Dampfzentrale Bern, Kaserne Basel, Ringlokschuppen Mülheim. Gefördert aus Mitteln des Hauptstadtkulturfonds (Berlin), durch die Stadt Bern, Kanton Bern, Migros Kulturprozent, Pro Helvetia, Ernst-Göhner-Stiftung, Artephila Stiftung und die Bürgergemeinde Bern.