Die Performerinnen von She She Pop bringen Strawinskys “FRÜHLINGSOPFER” in Auseinandersetzung mit den eigenen Müttern zur Aufführung. Im Mittelpunkt steht die Frage nach dem weiblichen Opfer in der Familie und in der Gesellschaft. She She Pop überblenden die religiöse Sphäre, in der das rituelle Menschenopfer aus “Le Sacre du Printemps” angesiedelt ist, mit der ethischen Frage des persönlichen Verzichts in Beziehungen zwischen Frauen und Männern sowie zwischen Müttern und Töchtern. Sich als Frau für andere aufzuopfern, ist in unserer Kultur ein Programmpunkt innerhalb eines heute peinlich veralteten Normenkatalogs. Die überragende Bedeutung von Selbstermächtigung und persönlicher Freiheit hat Verzicht und Hingabe in ein obskures Licht gerückt. Wie bei “Le Sacre du Printemps” entfaltet sich die Performance “FRÜHLINGSOPFER” selbst als ein Ritual: Die Begegnung von She She Pop, ihren Müttern und dem Publikum soll in aller Feierlichkeit inszeniert werden. Die Öffentlichkeit der Theaterbühne steht gewissermaßen für einen Sprung in einen Ort und in eine Zeit, bevor diese Auseinandersetzung ins Private abrutschen konnte. Im Gegensatz zu der Gemeinschaft, die sich bei Strawinsky für das Frühlingsopfer versammelt, besteht bei She She Pop und den Müttern keineswegs fraglose Einigkeit über das Vorgehen. Wer oder was als Opfergabe wem dargebracht werden soll, und welchen Sinn überhaupt ein Opfer haben könnte – diese zentralen Fragen müssen notgedrungen in den Verlauf des Rituals integriert werden. Trailer FRÜHLINGSOPFER aufgeführt von She She Pop und ihren Müttern (via vimeo)
Koproduktion: She She Pop, HAU Hebbel am Ufer, FFT Düsseldorf, Künstlerhaus Mousonturm (Frankfurt), Kaserne (Basel), brut (Wien), Prager Theaterfestival deutscher Sprache, Archa Theater (Prag), Kyoto Experiment und Théâtre de la Ville/Festival d'Automne (Paris). Residenz gefördert durch Kyoto Art Center, Kyoto Experiment und Goethe-Institut. Gefördert durch den Regierenden Bürgermeister von Berlin – Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten und den Hauptstadtkulturfonds Berlin.
Wiederaufnahme präsentiert von MISSY MAGAZINE.