In Zeiten der Pandemie ist der Theaterbesuch eine ferne Erinnerung, die langsam zu verblassen droht. She She Pop können “Kanon” (Premiere am HAU Hebbel am Ufer im November 2019) nicht vor Publikum zeigen, ein solch unkontrollierter Übertragungsweg aus dem einzelnen Körper direkt in das euphorische Kollektiv aller Anwesenden ist im Moment suspekt. Doch sie tragen die lodernde Flamme weiter. Mit lückenhaften Berichten beschwören sie unvergessene Bühnen-Momente aus der Erinnerung wieder herauf und bilden erzählend einen Kanon − Abend für Abend neu und gemeinsam mit ihrem Publikum.
Dafür wechseln She She Pop zu einem Medium, das genauso flüchtig ist wie das Theater, nicht so öffentlich, aber dafür weniger anfällig, zumindest in diesen Zeiten: das individuelle Telefongespräch. Telefonkette, Seelsorge, Hotline: “Telefon-Kanon” ist keine Show, sondern Service. Wer anruft, bekommt eine:n der verschiedenen Gesprächspartner:innen aus dem Cast von “Kanon” ans Telefon und hört dann von einem unverzichtbaren Moment mit den darstellenden Künsten. Die Liste ist aber auch offen für eigene Erzählungen und Einträge in den Kanon.