Nach den radikalen Kürzungen im Kulturetat der Niederlande ist die europäische Theaterszene um eine Vision ärmer: die des freien künstlerischen Arbeitens jenseits der Institutionen, die sich in Holland so bemerkenswert vital verwirklicht zu haben schien. Gerade aus Sicht derer, die sich immer wieder mit den, wie es heißt, behäbigen Strukturen des deutschen Stadttheatersystems herumschlugen, bildete die Kunstszene des Nachbarlandes mit ihren freien, flexiblen Gruppen und den schlanken, experimentellen Produktionshäusern einen Sehnsuchtsort.
Ironischer Weise scheinen es aber gerade diese Strukturen gewesen zu sein, die es der rechtskonservativen Regierung, die in den letzten Jahren die Geschicke Hollands bestimmte, leicht gemacht haben, ihr halsbrecherisches Spardiktat im Kultursektor durchzusetzen. Ohne feste Verankerung in Stadt und Gesellschaft fehlte so mancher freien Gruppe der Rückhalt, Proteste von Seiten der Bevölkerung blieben weitgehend aus.
Unternehmertum statt Subvention lautet nun also die staatlich verordnete Devise. Ist die Kunst damit am Ende? Oder fehlt ihr bloß eine neue Utopie, die dem devoten Gehorsam vieler Künstler grundsätzliche Fragen entgegensetzt? Forderungen? Konzepte, die ausloten, wo es denn nun hingehen könnte mit uns und unserem Theater? Zurück in die Institutionen, die mit ihrer Verwurzelung in Stadt, Region und Gesellschaft auch ein Schutzraum sind? Oder doch lieber raus in die Wildnis mit neuem, unternehmerischem Rüstzeug?
Weder noch, meinen Hollands Nachbarn in Flandern. Die Lösung liege doch vielmehr dazwischen, in einem von den dortigen Künstlern bereits seit Jahren rege bespielten Experimentierfeld zwischen den großen städtischen Theatern und der freien Szene. Ein Trainingscamp für liquide Strukturen – vielleicht ein Modell für ein zukünftiges europäisches Theater, in dem nicht die Kunst dem System folgt, sondern das System der Kunst?
Es diskutieren: Walter Bart vom holländisch-flämischen Theaterkollektiv Wunderbaum, die holländische Regisseurin Alexandra Broeder, Guy Gypens, künstlerischer Leiter Kaaitheater Brüssel und Annemie Vanackere, künstlerische Leiterin des HAU Berlin, Moderation: Dorte Lena Eilers, Redakteurin Theater der Zeit. Anschließend:„The New Forest: The Beginning“ von Wunderbaum.
Eine Veranstaltung von Theater der Zeit und dem Hebbel am Ufer Berlin anlässlich der Heftpremiere „Theater der Zeit Spezial – The Netherlands and Flanders“. Das „Theater der Zeit Spezial – The Netherlands and Flanders“ ist ein Gemeinschaftsprojekt von Theater der Zeit, dem Büro Dutch Performing Arts und dem VTi – Institute für Performing Arts in Flanders.
Eine Veranstaltung von Theater der Zeit und dem Hebbel am Ufer Berlin anlässlich der Heftpremiere „Theater der Zeit Spezial – The Netherlands and Flanders“. Das „Theater der Zeit Spezial – The Netherlands and Flanders“ ist ein Gemeinschaftsprojekt von Theater der Zeit, dem Büro Dutch Performing Arts und dem VTi – Institute für Performing Arts in Flanders.
Das HAU3 ist leider nicht barrierefrei. Das Theater ist über das Treppenhaus erreichbar (3. Stock). Aufzugnutzung ist nach Absprache möglich. Damit wir unter diesen Gegebenheiten optimalen Service bieten können, wenden Sie sich bitte an unser Ticketing- & Service-Team unter +49 (0)30 259004-27 oder per Email an tickets@hebbel-am-ufer.de. Rollstuhlfahrer*innen bitten wir, ihren Besuch bis spätestens einen Tag vor der Vorstellung anzumelden. Wir danken für Ihr Verständnis.