Musikbands werden gerne als Beispiel für kollektive Praxis herangezogen. Ob und wie nah das im Einzelnen der Realität kommt, soll bei The Queen of Gob Squad nicht im Vordergrund stehen, sondern praktiziert werden als eine Reihe von Einmalbands, die für eine Nacht entstehen. In vielen Gob Squad-Stücken hat ein Queen-Song eine zentrale Bedeutung. Für Be Part of Something Bigger haben Gob Squad diverse Verbündete gebeten, einen Queen-Song ihrer Wahl zu covern und neu zu interpretieren. Unter zwei Bedingungen: die Wahl des Songs sollte geheim bleiben und jeder Song nur einmal vorkommen. Regeln sind dazu da sie nicht einzuhalten...
Warum dieser Song?
Missda Vast
Vier und 4. Erde. Ein guter Anfangspunkt. Eine Reise vom Mittelpunkt der Erde vielleicht? Die Viertel. Die vier Viertel oder das Hinterteil? Es ist nicht so einfach einen Song auszuwählen, schon gar nicht einen Song von Queen, wenn vier von uns die Auswahl treffen. Der Kopf spielt Streiche. Die Angst packt zu und klingt ab. Was, äh, was, welches, war, was, wer, wann? Die Sonne geht auf, die Sonne geht unter, die Nacht bricht herein, die Sonne geht wieder auf. Endlich einigen wir uns auf etwas. Hier ist etwas mit viel Raum darin. Raum und Luft, den feurigen Teil der Luft? Erde, Wind und Feuer... und Wasser. Wir können mit der Struktur des Originals spielen. Die Form des Tracks eignet sich fürs Basteln und Formen. Gut passend zu unserer Lebenskonstellation... schwer fassbar, alchemistisch, wie Quecksilber.
Peaches
Ich habe in den vergangenen sechs Monaten große emotionale Veränderungen durchlebt. Mich selbst durch dramatischen Gesang zum Ausdruck zu bringen, ist für mich die ultimative Erlösung. Für ein Publikum relevante Songs zu singen hilft mir zu wissen, dass ich in meinem Kampf nicht alleine bin. Ich muss diesen Song singen. Ich muss seine Kraft aus erster Hand und aus dem Inneren erfahren. Ich muss ihn mir zu Eigen machen!
Damian Rebgetz & Paul Hankinson
1. Während der Entwicklung von Gob Squad’s Western Society, übernahm Rebgetz manchmal die etwas unbehagliche, inoffizielle Rolle der Zeitsau (Zeitstopper); 2. Paul und Damian erinnern sich, diesen Song als Kinder morgens an Samstagen bei TV Hits auf Kanal 10 gesehen zu haben, noch bevor sie sich kannten und wussten, dass sie schwul sind; 3. weil es an Geburtstagen manchmal gut ist, nach vorne und zurück zu schauen.
She She Pop
She She Pop ist ein junger Mann, der einen speziellen Geschmack genießt. Seine Neigung eröffnet ihm ganz andere Erfahrungshorizonte. Und die haben ihn erst zu seiner vollen Größe gebracht, sagt er. She She Pop ist dankbar. Er singt eine Hymne auf die Liebe seines Lebens: Heap big woman, you made a big man out of me!
Showcase Beat Le Mot
Vielleicht werden wir einen der komplizierten Songs der Band ausprobieren, denn wir haben in den vergangenen 20 Jahren so viel über Performancekunst gelernt. Oder wir wählen einen eher einfachen Song wie We will Rock You und machen ihn komplexer, wie Bohemian Rhapsody. Oder wir machen es einfach wie Freddy Mercury und Michel Foucault, wir ziehen unsere Lederstiefel an, lehnen uns an die Bar und hören den großartigen Gob Squad zu wie sie ihre Arbeit tun, die Welt retten vor Traurigkeit und Größenwahn, wie sie uns in eine hellere Zukunft führen, mit mehr Musik und weniger Vermarktungsgedanken. Let them save the queen...
Nina Tecklenburg & Molly Haslund
Wir haben uns gegenseitig Schimpfwörter in unserer jeweiligen Sprache beigebracht. Wir haben uns den Arsch aus der Hose gearbeitet und uns gemeinsam den Arsch aus der Hose gelacht. Wir denken wir kennen die Sprachen voneinander, aber dem ist nicht so... und wir kennen nicht so viele Schimpfwörter in Englisch – und am Ende singen wir immer – in Englisch!
The 100 Year Old Band
Uns bleiben nur 5 Minuten, keine 14 Stunden. Wir sind 10 und haben uns erst letzte Woche getroffen, also kein Kummer, kein Herzschmerz und nicht zu viele Akkorde. Ein Song ohne Ende und einer ohne Anfang...
Masha Qrella
Dieser Song ist eine Bauchentscheidung gewesen... ich hatte nur einige Zeilen davon im Kopf als ich mich für ihn entschieden habe. Anfang des Jahres erschien er mir wie der perfekte Soundtrack für meine Situation: ich war Hals über Kopf verliebt und wollte unbedingt aus einer jahrelangen Beziehung raus. Die sarkastische Seite des Songs war mir damals nicht bewusst, mir war nicht klar, dass ich mich da selber als Klischee wiederfinden werde. Wie ich damit umgehen werde, weiß ich noch nicht. Spielen werde ich den Song trotzdem.
Christopher Uhe
Es fällt schwer, aus dem Oevre einer durch viele Wandlungen gegangenen larger-than-life-Band wie Queen den einen Song auszusuchen, also dachte ich mir, ich frage meinen fünfjährigen Sohn nach seinem Lieblingslied der Band. Die Bemühungen, ihm das Werk von Queen in aller Diversität ans Herz zu legen, resultierten in einem eindeutigen "Mach mal das mit Bumm-Bumm-Kack, Bumm-Bumm-Kack. We will rock you…" Nee. Dann doch lieber ein anderes unsterbliches Ding…
Über die Verbündeten
Missda Vast ist das Live- und Studio Projekt von Henry Sergeant, in Elektronikmusikkreisen besser bekannt als der Frontmann von Wevie Stonder. Henry veröffentlichte sein erstes Soloalbum Grevious Bodily Charm ende 2012 auf dem Label Spezialmaterial. Heute Abend wird Henry auf der Bühne von den Straight Jackets begleitet: die regulären Kollaborateure Violinist Mark Mattes und Schlagzeuger Niko Kratzer, mit einem Gastauftritt von Chris Umney, eines der Originalmitglieder von Wevie Stonder.
Peaches, eine legendäre live Performerin und revolutionäre Figur der elektronischen Musik, hat vier Studioalben und etliche EPs und Singles veröffentlicht, um nur eine der vielen Formen ihres künstlerischen Ausdrucks zu erwähnen. Zur Zeit arbeitet sie an dem sehnlichst erwarteten, fünften Studioalbum.
Damian Rebgetz und Paul Hankinson sind Musiker mit Sitz in Berlin. Sie trafen sich während des Musikstudiums am Queensland Conservatorium of Music in Australien. Hankinson ist Pianist und Komponist und Rebgetz ist Sänger und Performance- und Theatermacher. Rebgetz wurde einem Fan von Gob Squad, nachdem er 2011 Are You With Us? gesehen hatte. Wenige Zeit darauf traf er einige von ihnen persönlich während einer Busfahrt und wurde dann ein Gastperformer in Western Society.
She She Pop (SSP) ist ein Performance-Kollektiv, das Ende der 90er Jahre von Absolventinnen des Gießener Instituts für Angewandte Theaterwissenschaft gegründet wurde. She She Pop sehen ihre Aufgabe in der Suche nach den gesellschaftlichen Grenzen der Kommunikation - und in deren gezielter und kunstvoller Überschreitung im Schutzraum des Theaters. Jenseits der einzelnen Show – aber ebenso in den besten Szenen jeder Aufführung – begreifen SSP die künstlerische Arbeit im Kollektiv als ihre fatale und großartige Herausforderung.
Showcase Beat Le Mot ist ein vierköpfiges Performancekollektiv, das sich 1997 aus den Angewandten Theaterwissenschaften in Gießen heraus gründete. Seitdem schlägt ihr kollektives Herz für die Gesetzlosen. Sie feiern das Leben der Piraten oder schicken in ihrer Manga-Serie Gomune einen einsamen Shogun auf einen blutigen Kreuzzug durch das mythische Japan. Als Wiedertäufer machen sie das frühneuzeitliche Münster unsicher und als Bremer Stadtmusikanten schlagen sie sich in den Räuber-Wald. Unter der Hand erzählen diese Außenseiterfantasien immer auch vom Leben einer freien Theatergruppe, die sich den Gesetzen des Stadttheaterapparats entziehen will: Sie erzählen vom Streben nach Selbstbestimmung, nach kollektiver Willensbildung und hierarchiefreien Arbeitsprozessen – und von der Lust an unkonventionellen Handlungs- und Ausdrucksformen. Dabei zeigen sich die Showcase-Abende stets als große Flickenteppiche aus selbst geschriebenen Liedern, Choreographien, Videos, Objekten, Erzähltexten und gelegentlichen Dialogen.
Nina Tecklenburg ist eine Performancemacherin und Theaterwissenschaftlerin. Sie arbeitet immer wieder mit Gob Squad, She She Pop, Lone Twin Theatre, Baktruppen und Rabih Mroué. Sie ist Gründungsmitglied der Gruppe Interrobang, die neue performative Formationen für partizipative Arbeiten entwickelt. www.interrobang-performance.com
Molly Haslund promovierte an der Royal Danish Academy of Fine Arts, 2000-2005 und an der Glasgow School of Art MFA, 2003-2005. Sie vereint musikalische Komposition, Klang, Lieder, Vorträge und skulpturale Objekte zu interdisziplinären Performances und Installationen, oft im engen Zusammenwirken zwischen Publikum, Stadtraum und Architektur. www.mollyhaslund.com
The 100 Year Old Band ist die künstlerische Zusammenarbeit zwischen Sue Palmer, Joff Winterhart und Simon Roberts. Joff und Simon sind zusammen ein Schlagzeug / Bass Duo und Sue arbeitet als Künstlerin mit Menschen und Räumen. Wir kennen einander seit langer Zeit und machen meistens unser eigenes Ding, aber einmal im Jahr (oder so) arbeiten wir zusammen um etwas live zu machen, eine Band zusammen zu bringen. Wir finden 10 Leute aus einer Groß- oder Kleinstadt, um zusammen in einer Band zu sein – eine Person aus jedem Jahrzehnt, von jemandem unter 10 Jahren bis zu jemandem in den 90ern – eine Generationen übergreifende, multi-Fähigkeiten Band. Wir schreiben einen Song zusammen und treten einmal vor einem Publikum auf. Normalerweise läuft das Projekt nach dem Motto "eine Woche, ein Song, ein Gig". Für Be Part of Something Bigger wurden zwei Ausnahmen gemacht: Songs der Gruppe Queen dienen als musikalisches Material und die Berlinerin Annette Birkholz wurde ausgewählt um die Bandmitglieder fürThe 100 Year Old Band in Berlin zusammen zu stellen. www.the100yearoldband.com
Annette Birkholz arbeitet an der Schnittstelle zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Kunst. Sie bringt Menschen unterschiedlichster Professionen mit Künstlerinnen und Künstlern zusammen, um anhand künstlerischer Interventionen neue Erfahrungsräume zu eröffnen und Veränderungsprozesse in Organisationen einzuleiten. www.incendo-berlin.de
Masha Qrella und Coverversionen sind gute Freunde. Ob Bryan Ferrys smoothe Liebeserklärung Don't stop the dance, Komeits trauriger Berlinsong Saturday night, Frederick Loewes Broadway Klassiker I talk to the trees oder der auf- und abgenudelte Hit Boys don't cry – Masha singt sie alle als wären es ihre Songs. Nun reiht sich Queen ein...
Christopher Uhe verbrachte die späten 80er und gesamten 90er Jahre des 20. Jahrhunderts als Sänger, Songwriter und Musiker in diversen Post-Punk-Bands. Nach etlichen Zwischenspielen als Produzent, Arrangeur und Musiker in verschiedenen Noise-, Folk- und Rockbands arbeitet Uhe seit vielen Jahren als Theatermusiker an der Seite von Stefan Pucher. Als Gast von Gob Squad war Christopher Uhe an der Produktion Revolution Now! beteiligt.
Illustration: Andree Volkmann
Zwei markierte Parkplätze vor dem Haus vorhanden. Barrierefreie Sanitäranlagen vorhanden. Es stehen vier Relaxed Seats in der ersten Reihe des HAU2 zur Verfügung. Auch Tickets für Rollstuhlfahrer*innen und Begleitpersonen sind über das Ticketingsystem buchbar. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an unser Ticketing- & Service-Team unter +49 (0)30 259004-27 oder per E-Mail an
tickets@hebbel-am-ufer.de.