Das große Tōhoku-Erdbeben an der ostjapanischen Küste 2011 führte zu einem Wandel im Schaffen des Dramatikers Toshiki Okada. In den Vordergrund trat für ihn nunmehr die Frage nach dem Stellenwert der Fiktion, wie sich etwa in den Stücken “Current Location“ (2012) und “Ground and Floor“ (2013) zeigt, allegorischen Darstellungen der Spannungen und des Gefühls der Isolation in der japanischen Gesellschaft nach der Katastrophe.
Die gesellschaftliche Situation Japans nach der Katastrophe war auch der Ausgangspunkt von “Time’s Journey Through a Room”, zugleich jedoch ist das Stück eine außerordentlich präzise Untersuchung der psychischen Konflikte und unbegründeten Gefühle, die der sozialen Entfremdung des Einzelnen vorangehen. Die gemachten Beobachtungen werden zum Ausgangspunkt vollkommen neuartiger dramatischer Darstellungsformen.
In den Tagen nach der Katastrophe ergriffen nicht allein Trauer und Unbehagen die Menschen in Japan, vielmehr erwachte in ihnen auch die Hoffnung auf eine grundlegende Veränderung zum Besseren, die heute indes vergeblich erscheint. Die Lebenden werden vom Geist eines Verstorbenen gequält, dessen Äußerungen von einer reinen, arglosen Hoffnung sprechen. Während der Tote bis zu seinem Ende an der Hoffnung festgehalten hat, wollen die Lebenden nur noch ihre Ohren davor verschließen und fliehen. Okadas Text und die einzigartig eindringlichen Bewegungen der Darsteller verleihen der unsichtbaren Wut und dem verborgenen Schmerz Ausdruck und gehen eine enge und vielschichtige Beziehung mit dem Klang- und Bühnenbild des Künstlers Tsuyoshi Hisakado ein, der das Geschehen in nuancenreiche Schattierungen taucht. Die Inszenierung wendet sich unmittelbar und auf zutiefst bewegende Weise an die Gefühle der Zuschauer.Auf subtile Weise vereinigen sich auf der Bühne Text, Körper, Klang und Raum und schlagen wie eine Welle über dem Publikum zusammen. Die Inszenierung bietet den Mitwirkenden die Gelegenheit, sich den eigenen Erinnerungen und Erfahrungen zu stellen.