Was passiert mit dem Körper in einem Augenblick der intensivierten gesellschaftlichen und staatlichen Kontrolle? Haut, Hände, Lippen oder Gesicht hat er vielleicht gar nicht, dafür aber ein ausgefeiltes Immunsystem. Susanne Sachsse, Marc Siegel und Xiu Xiu machen Radio und versuchen dabei herauszufinden, was das für den Körper bedeuten könnte. Dabei spannen sie einen paranoid-poetischen, theoretischen Bogen, ausgehend von den Überlegungen des Theoretikers Paul B. Preciado, der seine eigenen Erfahrungen mit Covid-19 in Texten wie “Vom Virus Lernen” thematisiert. Dieser Körper ohne Gesicht und Haut sucht nach neuen Kollektiverfahrungen, sein sprachliches Immunsystem muss sich ständig neuen Viren widersetzen. Verschwörungstheorien sind dabei nicht sonderlich hilfreich. Sie können zwar vielleicht Überraschungen verhindern, aber aus dem Bett locken sie uns wohl nicht.
“achtung achtung - der unterhaltungsrundfunkdienst – nur hören! - nicht schauen! - nicht fühlen! - eine unbekannte frau flüstert etwas in ein ohr - unsichtbare masse - gelenkte masse - ködernde masse - fliehende masse - verbietende masse - manipulierbare masse - dumme dumme dumme masse - sie braucht richtung - kann die masse revolutionär sein? - haben sie ein gegengift? - berührung verweigern - nähe transformiert - aushalten und anpassen - nicht einatmen - wo ist mein mund? - grenzen der kontrolle – das hat sich jemand ausgedacht -das überrascht mich nicht - es soll sich ja gar nicht gut anfühlen - die massen jubeln sich selbst zu - gut und schön - hast du deine pin vergessen? - ist es wirklich so traurig und gefährlich, wenn man es satt hat, mit den Augen zu sehen, mit der lunge zu atmen, mit dem mund zu schlucken, mit der zunge zu sprechen, mit dem gehirn zu denken, einen anus und einen kehlkopf, kopf und beine zu haben? - warum nicht auf dem kopf gehen, mit den nebenhöhlen singen, durch die haut schauen, durch den bauch atmen? - unter uns, ich habe zwei fotzen, jede liebevoll unter meine achselhöhlen gesteckt - das lässt uns zwei möglichkeiten zum überleben - 1. gewählte mutation - 2. unsicherheit”