Zu Beginn macht sich die elefantenköpfige Gottheit Ganesha auf nach Nazideutschland, um die Swastika, ein altes hinduistisches Symbol, zurückzuholen. Während der furchtlose Held in sein Abenteuer reist, entspinnt sich eine zweite Geschichte: Die Schauspieler selbst beginnen, sich über die wichtige Verantwortung des Geschichtenerzählens Gedanken zu machen und hinterfragen die Moral kultureller Aneignung. Konzipiert hat diese bizarre Geschichte die australische Theatergruppe Back to Back Theatre, die sich 1987 in Geelong gründete. Als Menschen mit Behinderung hätten die Schauspieler das Naziregime vermutlich nicht überlebt. Raffiniert mit dem Plot verwoben ist die Geschichte eines jungen Mannes, der ein Stück über Ganesha machen möchte, den Gott, der als Überwinder von Hindernissen gilt. Er muss stellvertretend für jedermann die Kraft finden, um die Probleme in seinem eigenen Leben zu überwinden und sein Stück sowie seine Protagonisten gegen einen tyrannischen Kollegen zu verteidigen. Die Schauspieler, die in Teilen des Stücks Deutsch sprechen und integraler Bestandteil des Entstehungsprozesses waren, machen Witze über die Nazis und diskutieren über die Rollenverteilung im Stück: „Du spielst Hitler. Ich will ein Jude sein.“ Ganesh Versus the Third Reich ist ein bewegendes, herzerfrischendes, entwaffnendes Stück voller Verletzlichkeit und doppelbödiger Transparenz. Es ist das Making-of eines Holocaust-Märchens und ein Panoptikum aufwühlender Fragen über die Macht. Ganesh Versus the Third Reich entsteht direkt vor unseren Augen und verselbstständigt sich. Es erforscht unsere Komplizenschaft bei der Erschaffung und Zerstörung der Welt, die Möglichkeiten des Menschen und seine Hoffnung.
Produktion: Back to Back Theatre. Mit Unterstützung: Australia Council for the Arts, Arts Victoria, Melbourne Festival, Malthouse Theatre, City of Melbourne, Sidney Myer Fund, Keir Foundation, 2009 Kit Denton Fellowship, the National Theatre Studio (London).