“In the beginning, the gods gave us liberty. In the end, we discovered cheating...”
(Sheila Heti)
Ausgangspunkt dieses HAU-Repertoirestücks von Gob Squad ist ein im Internet gefundenes Heimvideo. Die einzelnen Bewegungsabläufe der dort dokumentierten Wohnzimmergesellschaft werden minutiös entziffert, zerlegt und immer wieder neu zusammengesetzt. “Eine unvergessliche, witzige Vision einer Gesellschaft, die sich von totaler Gemeinschaft zu Isolation und Ausgrenzung wandelt”, urteilte die New York Times.
“Western Society” ist ein Gesellschaftsportrait des 21. Jahrhunderts – ein Rahmen, durch den wir in das Wohnzimmer einer fremden Familie blicken und uns selbst erkennen. Auf ihrer steten Suche nach Schönheit im Alltäglichen und entfremdeten Formen der Intimität haben Gob Squad in den Weiten des Internets ein unbeachtetes Video entdeckt: ein Abfallprodukt unserer Zivilisation. Bilder aus einem privaten Wohnzimmer. Eine Familienfeier irgendwo am westlichen Rand der westlichen Welt. Eine unspektakuläre Party. Ein Raum voller Menschen verschiedener Generationen: Familie, Freunde oder Fremde, vereint vor einer Karaokemaschine, zusammen allein.
Gob Squad – ganz in Gold getaucht – versuchen diesen kleinen Moment konservierter Geschichte mit Hilfe des Publikums wieder zum Leben zu erwecken und machen das rekonstruierte Bild zum Ausgangspunkt ihrer Performance und der Fortschreibung persönlicher Geschichten. Der Versuch der Umdeutung, des Anhaltens und Eingreifens der Performer:innen wird zum Prozess des Ab-arbeitens an einem Gesellschaftsbild, während die endlos scheinende Party um sie herum einfach weitergeht. Sie stellen sich gegenseitig auf die Probe und vor Alternativen, die keine sind. Und stellen sich immer wieder die gleiche Frage: Was zum Teufel machen wir hier?
“Western Society” ist einladend und isolierend, Albtraum und soziale Utopie, Himmel und Hölle: zu echt, zu künstlich, zu vertraut und zu fremd zugleich. Eine Maschine, die am Laufen gehalten wird – mit oder ohne uns.
Und unterdessen geht die Party immer irgendwo weiter. Und alle sind da: jung und alt und die dazwischen. Und wenn Du Glück hast, bist auch Du dabei...