Der Filmemacher und Regisseur Kornél Mundruczó setzt Schuberts “Winterreise” in der Orchesterversion von Hans Zender schonungslos mit dem Thema Flucht in eins. Wie im Fegefeuer sei die Situation eines Menschen auf der Flucht, sagt Mundruczó selbst: “Ständig in Bewegung. Auf etwas wartend, ohne zu wissen, worauf. Schuberts traumatische Motive eröffneten mir eine einzigartige Gelegenheit, mich mit der immerwährenden Fremdheit des Menschen auseinanderzusetzen. Und zu fragen, ob die Kunst ein Ort der Zuflucht sein kann, wenn die Grundlagen unseres Lebens in Frage gestellt werden.” Musik und Darstellung auf der Bühne werden kombiniert mit Videosequenzen. Sie zeigen Entbehrung, Hoffnungslosigkeit und zermürbende Untätigkeit in einem Flüchtlingscamp und Geflüchtete auf Ungarns Autobahnen. Die Orchesterfassung des klassischen Liederzyklus’ durch Zender wird szenisch interpretiert vom neuen konzertorchester berlin und dem jungen Schauspieler und Sänger János Szemenyei.
Kornél Mundruczó und das Proton Theater waren zuletzt mit der preisgekrönten HAU-Koproduktion “Imitation of Life” zu Gast am HAU.