Zum ersten Mal wurde Masha Qrella auf Thomas Brasch in Marion Braschs Roman “Ab jetzt ist Ruhe” aufmerksam. Dabei kam ihr die persönliche Perspektive der Autorin vertraut vor: Eine Familiengeschichte der DDR-Nomenklatura aus der Sicht der kleinen Schwester. Sie erwachte wie aus einer Amnesie. Das war auch ihre Geschichte, ihre Perspektive und ihre Vergangenheit, die sie jahrelang ausgeblendet hatte. Sie hatte sogar ihren Namen geändert, um als Musikerin nicht auf ihre Ostidentität und Familiengeschichte reduziert zu werden. Qrella begann, Texte von Thomas Brasch zu lesen, deutschsprachige Texte, die sie nicht mehr losließen: “Wie soll ich dir das beschreiben? Ich kann nicht tanzen. Ich warte nur. In einem Saal aus Stille hier treiben Geister ihren Tanz gegen die Uhr.”
Qrella, die bis dato ihre Lieder auf Englisch gesungen hatte, begann, ohne das Ziel einer Vertonung vor Augen zu haben, Braschs Textzeilen, die ihr nicht mehr aus dem Kopf gingen, zu singen. Im musikalischen Zwiegespräch mit sich, ihren Mitmusiker:innen und Gästen konfrontiert sie uns mit den heftigen Aufforderungen von Braschs Gedichten, sich zu beteiligen an der Auseinandersetzung mit der Welt und der eigenen Existenz in ihr.
“Woanders” versucht “das Ungeheuerliche erst mal zu denken” und den Raum zu schaffen, den Thomas Brasch als “Bleiben, wo ich nie gewesen bin” herbeigesehnt hat. Einen Ort, der Außen und Innen verbindet, “unter und über den Märchen”. Zugleich setzt sie der Einsamkeit, die Thomas Brasch beschreibt, einen Raum entgegen, den sie im Kollektiv zu erweitern versucht, für ein Publikum und für andere, neue Gedanken.