Mehrere Jahre war der Tänzer und Choreograf Mohamed Toukabri insbesondere aufgrund der immer undurchlässigeren Grenzen von seiner Mutter Latifa getrennt, ehe er sie schließlich einladen konnte, gemeinsam mit ihm aufzutreten. Die Bühne wird zu ihrem gemeinsamen Land, einem Ort der Begegnung zweier Welten, zweier Tanzsprachen, zweier Leben, die sich auseinanderentwickelt haben und nun wieder zusammenkommen, sich gegenseitig beschwichtigend und einander neu entdeckend.
In “The Power (of) The Fragile” treffen zwei Welten, zwei Körper, zwei Denkweisen aufeinander. Latifa hatte immer davon geträumt, Tänzerin zu werden, doch sie hatte ihren Traum nie laut äußern dürfen; Mohamed dagegen hat das Tanzen zu seinem Beruf gemacht. Die Trennlinien von Körper und Alter zwischen ihnen lösen sich auf, bis kaum noch zu erkennen ist, wo die eine beginnt und der andere endet. Da Worte unzureichend sind, um der Liebe des Sohnes Ausdruck zu verleihen, übernehmen beide Körper diese Aufgabe, sodass der Tanz zur gegenseitigen Liebkosung wird, in Gesten der Fürsorge. Vor unseren Augen verschmelzen behutsam ihre Biografien und ihre Träume, ihre Haut und ihre Identitäten, und nur die Zeit kann ihren Platz zwischen Mutter und Sohn behaupten.
“The Power (of) The Fragile” ist eine Sammlung von Bildern, eine Reflektion darüber, wie das Verhältnis zwischen einer Mutter und ihrem Kind aussehen könnte und was es bedeutet, zu Hause zu bleiben oder aufzubrechen. Der Abend ist eine Performance über die Bewegung, den Körper und das menschliche Individuum, über das Gewicht des Lebens und was wir mit uns schleppen, über Trennung und Zusammensein. Er ist das zärtliche Porträt einer engen Beziehung und ein Plädoyer für das Recht, dorthin zu gehen, wohin wir gehen wollen.