Mit: Cord Riechelmann
Im Rahmen des Festivals “Der Maulwurf macht weiter. Tiere / Politik / Performance”
Seit Gilles Deleuze den Maulwurf in den Kontrollgesellschaften durch die Schlange abgelöst fand, hat sich das Leben der Maulwürfe natürlich trotzdem kaum verändert. Die Maulwürfe graben weiter ihre Gänge, werfen ihre Erdhaufen zumindest von oben oder außen unberechenbar weiter auf und senden ihre Rufe, die eher wie heisere Schreie klingen, durch ihre Gänge. Dabei sind sie auch weiter sicher vor den Wärmebildsensoren der Schlange, die immer noch nicht unter die Erde schauen kann, egal ob der Maulwurf gerade gräbt oder schläft. Was kann Deleuze, der ein gutes Gespür für das Leben der Tiere nicht nur in den Metaphern hatte, also gemeint haben, als er davon sprach, dass der Übergang von einem Tier zum anderen, vom Maulwurf zur Schlange, nicht nur ein Übergang im Regime, in dem wir leben, sei, sondern auch in unserer Lebensweise und unserer Beziehungen zu anderen?
Ein Blick auf das reale Leben der Maulwürfe, die nicht nur graben, sondern auch hervorragende Schwimmer sind, wie auch auf das der Schlangen kann dabei helfen, Hinweise zu finden, in welcher Weise Deleuze meinen konnte, dass sich im Bild der Schlange unser neues Leben und unsere veränderten Beziehungen zu anderen ausdrücken. Dass die Windungen einer Schlange noch viel komplizierter sind als die Gänge eines Maulwurfbaus, wie Deleuze schrieb, entpuppt sich dabei als eher geringes Problem im Leben von Maulwürfen und Schlangen. Die Frage wird nicht die nach Maulwurf oder Schlange sein, sondern eher nach den Potentialen von Maulwürfen und Schlangen für (nicht-)menschliches Leben wie als Bilder der Gesellschaft.
Mit: Cord Riechelmann
Gefördert durch die Bundeszentrale für politische Bildung.
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