Drei Frauen werden an der hochgesicherten Grenze zu Europa verhört: Eine Jesidin aus dem Irak, die vor dem Islamischen Staat geflüchtet ist, eine Afghanin, die ihrem gewalttätigen Ehemann entkommen konnte, und eine Libyerin, deren bisheriges Leben von Armut, Hunger und sexueller Gewalt bestimmt war. Und dann ist da noch ein neugeborenes Kind. Keine der drei Frauen bekennt sich zur Mutterschaft, um den Aufenthalt des Kindes in Europa auch im Fall einer Abschiebung abzusichern. Die Wortgefechte zwischen dem Beamten und den Verhörten sind rasant, eine Dolmetscherin versucht zu vermitteln. In “Das Kind” der Regisseurin Afsaneh Mahian werden alle drei Frauen von der international preisgekrönten Fatemeh Motamed-Arya verkörpert. Ihr Schauspiel auf einer Bahn aus Sand zwischen den Publikumstribünen zieht in den Bann und stellt herausfordernde Fragen: Wie sehr behalten sich Einwanderer das Recht vor, dem Schicksal des Geburtsortes zu entfliehen? Macht die Abschiebung von Immigranten die Welt nicht unsicherer? Hat der Einwanderer nicht immer ein Gefühl von Nicht-Identität, Entwurzelung und Entfremdung? Können wir Menschen gewaltsam in ihrem Nationalitätsschicksal einsperren? Waren nicht alle Menschen einmal Einwanderer?